2001 Tabasco 6

Same procedure as always...

Egal wer die Tabasco-Kolumne schreibt, einige Themen sind einfach nicht zu umgehen. Gudrun S., die GastroSuisse oder auch ein Heftli aus Bern geben immer wieder Anlass, ein paar Anschläge in den Compi zu hauen. Nicht weil im Sommer saure Gurken Zeit ist, sondern weil deren Tun als Heftlimacher bzw. als ein im modernen Namensgewand versteckter Wirteverband im Finger juckt und zum Schrei(b)en ist. Nach über 10 Jahren Salz&Pfefferland läuft vieles immer noch so, wie es im Interesse aller in der Branche eben nicht sein sollte.
In der Hotel-Revue sind diesen Sommer Kolumnen von Emil Wartmann zu lesen. Diese wurden vor vielen Jahren geschrieben und publiziert. Einige davon wirken so aktuell, als seien sie erst gestern verfasst worden. Vielleicht sollte ohne Kommentar eine Tabasco-Spalte aus früheren Jahren hier erscheinen. Viele würden glauben, sie sei erst gestern geschrieben worden. Dies alles obwohl zum Beispiel in Zürich viel gutes in Sachen Gastronomie geschehen ist. Trotzdem sind einige Themen immer noch die gleichen. Zum Beispiel die Chäsblättlis, die einfach PR weiterverbreiten oder eine GastroSuisse im ewig gleichen Funktionärszeitalter.

Er geht

Peter Staudenmann will im Mai 2002 zurücktreten. Das Gerangel um seine Nachfolge kann losgehen. Rund 20'000 Mitglieder möchten wissen, wer als neuer Zentralpräsident im Mai das Zepter übernimmt.

10 Jahren lang hatte die Führungsriege der GastroSuisse Zeit, sich Gedanken über seine Nachfolge machen. 10 Jahre reichten offensichtlich nicht. Es scheint noch offen, wer als Kandidat für diesen bestens vorgewärmten Stuhl zur Wahl empfohlen wird.

Wer hat schon genügend Sitzleder bewiesen, um Kraft langen Wartens und bestem Funktionärstum die Nachfolge von Zentralpräsident Staudenmann anzutreten?

Wer könnte in seine Fussstapfen treten, um in einer Laudatio seine Leistungen zu würdigen? Seinen heroischen Kampf gegen die Deregulierung, die nun trotz den hundertausenden sinnlos verpuffter Franken in bald allen Kantonen ein freieres Unternehmertum im Gastronomiebereich erlaubt.

Wer wird ihn ehren, weil es unter seinem Präsidium gelang, allen Mitgliedern einen Mitgliederausweis zuzustellen?

Wer wird ihn loben weil die Mitgliederzahl in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist?

Wer wird ihm danken für den Verlustvortrag von 550 Tausend Franken? Wer mit viel Lob und gewundenen netten Worten erklären, dass aus dem früheren Gewinnvortrag dank seiner Leistung nicht noch ein grösserer Verlustvortrag in der Bilanz stehe?

Keine einfache Aufgabe die den neuen Zentralpräsidenten (oder gar die neue, eine Frau, die ihm Schnellzugstempo ohne jahrelangen Zwischenhalt im Vorstand, direkt im Zentrum der Macht Einzug hält) an der nächsten Generalversammlung erwartet.

Dieses Jahr fand die Generalversammlung der GastroSuisse gleichzeitig mit der Ueli Prager Gala des Salz&Pfefferlandes statt. Einige zogen es vor, zu uns nach Regensdorf statt nach Interlaken zu pilgern. Nächstes Jahr findet die Ueli Prager Gala und das am Folgetag stattfindende Gastro-Symposium am 4./5. Juni statt. Hoffen wir, dass diesmal keine Terminkollision eine Teilnahme an der Wirte-GV verhindert. Wir alle möchten an der Wirte-GV applaudieren und sicher gehen, dass er geht.

Fliegt Romano?

Könnte Rodolphe Romano, heute Vizepräsident, Vorstandsmitglied seit 1990, zum Präsidenten ernannt werden? Reichen 12 Jahre Sitzleder im Vorstand? Im Vergleich zu Peter Staudenmanns Leistung, sind diese 12 Jahre ein kümmerliches Nichts. Staudenmann wird am Ende seiner Karriere auf 24 Jahre Vorstand zurückblicken. Rodolphe Romano wird diesen Wert nie erreichen. Trotzdem wäre eine Wahl möglich, denn er beherrscht das Spiel der Verbindungen und der Ämtliverteilung. Falls dem nicht so ist, war es wohl reiner Zufall, dass ein Rodolphe Romano im Fachausschuss Weinwirtschaft sass und eine Marianne Romano zur selben Zeit in der Weinhandelskommission die GastroSuisse vertrat.

Rodolphe Romano hat allerdings ein Problem. In zwei Jahren müsste er des Alters wegen schon wieder zurücktreten. Die Hinterbänkler finden ihn deshalb eine gute Lösung, sie könnten noch 1 Jahr weiterfunktionärisieren und das Bremspedal von anderen Kandidaten prüfen. Ein Übergangspräsident Romano wird kaum wirklich tätig werden und alles bleibt wie es ist. Das Übergangsjahr würde ihm als Zentralpräsidenten noch ein paar Franken mehr Rente bescheren und über den Frust, keine Langfristplanung an die Hand nehmen zu können, hinweg trösten. Wollen wir ihn als Zentralpräsidenten? Viele finden nein. Sie glauben, Rodolphe Romano sollte lieber seinem Hobby frönen und auch nächstes Jahr noch mit dem Segelflieger in luftige Höhen steigen statt den höchsten Stuhl der GastroSuisse, den Zentralpräsidententhron mit dem grössten Bremspedal von Zentraleuropa, zu besteigen. Würde er mit seinem unschwer vorauszubestimmenden Verfalldatum antreten, könnte man dem Peter Staudenmann den Sitz doch gleich ein weiteres Jahr überlassen. Damit würden zum Beispiel die Druckkosten für neue Visitenkarten eingespart.

Werner Käster schaut voraus

Vorausschauend hat der GastroSolothurner Werner Käser einige Überlegungen über die GastroSuisse ab 2002 angestellt. Diese wollte er in einer Präsidentenkonferenz besprochen haben. Die Führungsriege hatte keine Lust auf ein solch aufmüpfiges Traktandum .... Es wurde nicht besprochen. Mit zuviel Demokratie und ohne hinter den Kulissen für das richtige Resultat zu sorgen, könnte ja ein junger gewählt werden. Solch frischer Wind könnte die sorgfältigst gescheitelten Frisuren im Vorstand durcheinander wirbeln. Bestimmt wird darüber beraten, welche Landesgegend berücksichtigt werden soll, welche Religion oder Partei nun an der Reihe ist und welche Biermarke der neue Zentralpräsident trinken sollte. Natürlich muss der neue Zentralpräsident genauso viel jugendlichen Elan ausstrahlen, wie der derzeitige. Alle Gastrowelt soll auf den ersten Blick sehen, welche Vitalität der oberste Branchenvertreter ausstrahlt.

In Zukunft nur noch aktive?

Soll man, um etwas realitätsnaher beim Fussvolk zu bleiben, in Zukunft nur noch aktive Restaurateure und Hoteliers in den Vorstand wählen? Ein Denkansatz der weitergesponnen werden könnte. Vielleicht sogar hin zur Überlegung, dass auch von nahestehenden Branchen Vertreter im Vorstand dafür sorgen, dass nicht am Trend vorbei Zentralpräsidentialisiert wird.

Schön wäre, dass im Sinne von Werner Käser weitere Kantone sich erheben und eine neu ausgerichtete GastroSuisse 2002 für die Nach-Staudenmann Zeit verlangen. Basel als Nachbar von Solothurn wäre sicher schnell vom Käser-Virus infisziert, ca. 10 Kantone würden bestimmt heute schon klar nein sagen zu einer Hinterzimmerabsprache-Lösung. Noch ein paar mehr und es kann nicht hinter den Kulissen gemischelt und der Zentralpräsidentenstuhl als Altersstöckli, auf dem der Rente entgegengedämmert werden kann, eingerichtet werden. Falls trotzdem eine hinterwäldlerische Wahl stattfindet, hier die dazu passenden Worte von Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit. Beim Universum bin ich mir allerdings nicht ganz sicher."

Weshalb überhaupt ein Wirte-Verband?

Der Hotelierverein schreibt in seinem Jahresbericht von aufwändiger Lobbyarbeit und laufenden Kontakten mit ParlamentierInnen, Spitzenbeamten und wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern. Diesen Service bietet er seinen Beitragszahlenden mit einer Selbstverständlichkeit an. Wie sieht es diesbezüglich bei der GastroSuisse aus?

Gemäss Jahresrechnung stehen 4,5 Mio Franken Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen 6,2 Mio Auslagen für Dienste, Verbandsbehörden und Verwaltung gegenüber. Anscheinend ist trotz 1.7 Mio Mehrausgaben kein Platz im Budget, um politische Lobbyarbeit zu betreiben. Deshalb soll mittels Salamitaktik eine Beitragserhöhung stattfinden. Unter dem Titel Lobbying dürfen die Mitgliedsbetriebe einen Jahresbeitrag von 20.- bis 50.- Franken leisten und ein separates Kässeli speisen. Natürlich muss eine Kommission gegründet werden die über diesen Fonds wachen soll. Was hat denn Peter Staudenmann in den letzten 10 Jahren gemacht wenn nun festgestellt wird, man benötige Geld für politische Lobbyarbeit? Wie konnten 6.2 Mio Franken ausgegeben werden um danach festzustellen, der Verband benötige noch Geld für die politische Lobbyarbeit. Die Delegierten haben's abgesegnet. Wie aufmerksam Delegierte einer Versammlung folgen, lässt sich auf Seite 25 des GastroJournals vom 28.6.2001 sehr gut sehen. Gemäss John Wittwer lauschen die Vertreter aus den Kantonalsektionen aufmerksam den Ausführungen. Wer genau hinschaut stellt allerdings fest, dass mitten im Bild ein Funktionär mit sehr geschlossenen Augen zuhört... Mit ähnlicher Aufmerksamkeit werden wohl an Delegiertenversammlungen 6.2 Millionen Ausgaben verabschiedet, obwohl darin nicht ausreichend Platz für Ausgaben zur Erfüllung einer der zentralsten Aufgaben eines Verbandes mit hoffentlich immer noch 20'000 Mitgliedern ist.

Müsste mit der Neuwahl des Präsidenten gelegentlich wieder über eine Fusion der beiden Verbände nachgedacht werden. Der Hotelierverein betrachtet politische Lobbyarbeit als einen ganz selbstverständlichen Teil seiner Verbandsaufgabe. Da könnte für das einzelne GastroSuisse Mitglied mittels Fusion der ins Haus stehende Zusatzbetrag eingespart werden. Wie Lobbyiert die GastroSuisse ohne Budget in der aktuellen, für manche Betriebe überlebenswichtigen, Diskussion über den reduzierten Mehrwertsteuersatz? Im Jahresbericht 1997, als noch ein Gewinnvortrag ausgewiesen wurde, war von "Öffentlichkeitsarbeit: aktiv und mit Gewicht auftreten" zu lesen. Ja, ja, gewichtig auftreten tun sie schon.

Just say no

Als die GastroProfessional ins Leben gerufen wurde, waren nicht alle Kantonsverbände bereit, einen Beitrag zu leisten. Denn eigentlich gehört diese Dienstleistung zu einer vom Verband zu bietenden Basisinfrastruktur. Mit einigen hundert Tausend Franken aus Bern wurde diese Gesellschaft schlussendlich aufgebaut. Wer wird sich erstmals dazu äussern, ob politisches Lobbying nicht auch im Mitgliederbeitrag enthalten sein sollte? Als nächstes wird sonst ein separates Kässeli für den Mitgliedsausweis eröffnet. Und übermorgen eines für neue Bremsbeläge am Zentralpräsidententhron.

Fachkompetenz aus Bern

Im einem der letzten Heftli aus Bern wurde über das Thema reduzierter Mehrwertsteuersatz geschrieben. Beim durchblättern weiss man nie so richtig, wer eigentlich all diese Anschläge in die Maschine haut und aus wessen Kopf diese Worte stammen. Kaum ein Beitrag trägt die Unterschrift eines Autors, vorne im Impressum wird einzig René Frech als Chefredaktor und Herausgeber erwähnt. Schreibt er alle diese Beiträge selbst? Zum Beispiel auch denjenigen über die Mehrwertsteuer? Ich glaube nicht. In seinem Heftli ist bis heute für das Abonnement ein Satz von 2% erwähnt. Ein Verfasser eines Artikels zum Thema Mehrwertsteuer weiss bestimmt, dass aktuell 2.4% für Abonnements verlangt werden. Also kann der Verfasser des Artikel kaum derselbe sein, der im Impressum des Heftes einen Satz von 2% hineinschreibt und es verpasst hat, diese Zahl in den letzten Jahren zuerst auf 2.3% und nun eben auf 2.4% zu ändern. Allerdings dürfte dieser Satz für sein Heftli keine grosse Rolle spielen. Mit einer Gratisauflage von 25454 Stück wird er sich nicht gross um diesen Mehrwertsteuersatz kümmern müssen.

Sowohl unser Verlag wie auch derjenige in Bern erhalten von PR-Büros laufend Medienmitteilungen und fixfertige, von anonymen Textern verfasste, Zeilen. Manchmal wird gar, im Wissen um die Schreibfaulheit einiger Journalisten, der Text auch gleich auf Diskette mitgeliefert. Ohne mitgelieferte Diskette, aber dafür sogar mit den vorgeschriebenen Fotolegenden ist zum Beispiel in Rene Frech's Heft über Calvados zu lesen. Und zwar 1:1 genau derjenige Text, der vom Calvados-Verkäufer angeliefert wurde. Autor: unbekannt. Im Editorial steht nur René Frech. Ein fleissiger Mann. Nun ist auch klar, weshalb er dann und wann eine halbe Stunde zu spät an einer Pressekonferenz erscheint. Die faulen PR-Büros liefern keine Diskette und deshalb muss er diese Texte abtippen. Das kostet wertvolle Zeit.

Fotokompetenz aus Bern

Auch Gudrun S., Chefredaktorin einer anderen Berner Publikation, erhält Medienmitteilungen. Irgendwann hat sie offensichtlich mein und dein verwechselt. Einige Fotos in ihrem Heftli sollen von Gudrun Schlenczeck selbst geknipst worden sein. Aha, deshalb hat sie ein Fremdwährungsproblem. Statt einen DM-Umrechnungs-Kurs zu besuchen, hat sie sich in einer Fotoklasse weitergebildet. Aber halt. Einige der Fotos kamen uns sehr bekannt vor, und nach kurzem Suchen fanden wir heraus weshalb: Auch wir hatten diese Fotos in unserem Hause. Allerdings nicht von Gudrun S., sondern auf einer CD die uns von einem Lieferanten zur Verfügung gestellt wurde. Wer schmückt sich da mit fremden Federn? Im Impressum steht, dass Gudrun S. ihr Heftli auch an Strafanstalten verteilt. Ganz so schlimm ist eine falsche Fotolegende nicht, als dass sie ihr Heft in Zukunft dort lesen müsste. Aber eben, mit einem solchen PR-Overkill lassen sich alle die vielen Heftlis ohne grossen Aufwand füllen.

Irgendwann tauche ich ins Archiv und beginne wirklich Sätze aus früheren Zeiten zu zitieren. Im Unterschied zu heute wurden damals Texte und Fotos nicht mit einer Selbstverständlichkeit auf CD angeliefert. Vielleicht würden aufmerksam lesende daran erkennen, dass der Text nicht ganz so aktuell sein kann. Mal luege was sich findet.