2001 Zum grünen Glas

z. Grünen Glas
Wir trafen uns zum Nachvernissagegelage im Grünen Glas. Eine Schar von kommenden und arrivierten Künstlerinnen in Begleitung von Galeristinnen, Kuratorinnen, Assistentinnen, Lebenspartnerinnen und das alles auch in männlicher Form.
Für die Künstlergemeinschaft war der Saal des Restaurants reserviert, ein Raum in dem die Zunft Riesbach wohl irgendwelchen altertümlichen Ritualen nachgeht. Was für ein Raum! Ein Frontalangriff auf das sensible Künstlerauge. Oben etwas das im Bau-Katalog wohl als Kassettenholzdecke deklariert wird, der Zugang zur Küche mit künstlichen Steinwänden die mittelalterliches Burgfrauen- und Ritter-Gemäuerfeeling erzeugen sollen verdeckt.

Zwei Menus zur Auswahl. Entweder Blattsalat oder Champagner-Senfsüppchen als Vorspeise für Fr. 9.50, und danach für Fr. 36.50 ein Fleischgericht mit Kartoffelgratin und Gemüse oder eine Tortelloni-Auswahl für mitte Zwanzig Franken als Hauptgericht. Die hohe Tortelloni-Quote könnte entweder Ausdruck davon sein, dass die Künstlergemeinschaft sensibel auf BSE-Zeiten reagiert oder auch, dass das Preisniewo des Fleischgerichtes nicht dem durchschnittlichen Künstlerbudget entsprach.

Mit zu einer Top-Küchenrendite an jenem Abend könnte beigetragen haben dass, wer das Fleischgericht ohne Fleisch bestellte, trotzdem mit Fr. 36.50 belastet wurde. Mit zu einer guten Weinrendite trug bei, dass der Rioja auf der Rechnung 5.- teurer als auf der Karte erschien (was nach einem lustigen Abend den wenigsten aufgefallen sein dürfte). Hmmm. Gemischte Gefühle in wirtschaftlicher Hinsicht, aufgewogen durch das künstlerische Hoch von Balz Burkhard's Bildern.