2002 Buffet 9


Party-Themen

Während die Börse weiter Jojo spielt und Innerschwyzer über Steuerprozente nachdenken, warten einige Damen und Herren Banker auf eine neue Party.

PinkSlip Parties waren beim Platzen der DotCom Blase angesagt. Sogar die NZZ schrieb darüber. Nicht nur die Compirausch-Kids, auch die dahinter stehenden Börsianer waren an solchen Parties zugegen. Bei PinkSlip ging es nicht um einen möglichst kleinen Stoff-Fetzen unterhalb der Gürtellinie. Slip steht hier für einen Fetzen Papier, die Amis versenden den blauen Brief eben in einer anderen Farbe. Im deutschsprachigen Raum müsste das Fest für das obere Kader «Réunion des Lettres Bleus», für solche die bei Kündigung gerade ein Timeout nehmen wollen «Blau-Pause» genannt werden.
Ist es Zufall, in Downtown Switzerland wurde in den letzten Jahren da und dort mit Blau im Namen gearbeitet. Das Blu' in Zürich Wollishofen, mitten im Niederdorf das Blue Monkey und natürlich das Blue Note mit seinen Sushis.

Die Nasdaqabstürzler dürften inzwischen wieder einen Halt gefunden haben. Bei den übrigen Börsianern war auch noch bei einem SMI von 6500 keine grosse Panik angesagt. Aber seit sich der SMI hartnäckig um 5000 und darunter hält, sind es die SMI-Flyers die sich irgendwo versammeln möchten. Inzwischen gilt bei jenen die Devise, dass es nur noch Unternehmen, die eine Zukunft, und Unternehmen, die einen Konkursverwalter haben, gebe. Revisoren ergänzen diese Feststellung noch mit Firmen, die einen Strafverfolger am Hals haben.
Die Pink-Parties dienten dazu, neue Geschäftsverbindung zu knüpfen. Reife Unternehmer in dunklen Anzügen suchten nach Talenten bei den Jungen aus der Playstation-Generation, junger Nachwuchs, dessen Wäscheschrank noch nie nach einem Bügeleisen gerufen hatte.

In den Banken wird auf die Bekleidungsetikette wert gelegt. Was Bundfalten und gestärkte Hemden angeht, dürfte bei den Parties der SMI-gestrauchelten Banker kein grosser Unterschied zwischen Jägern auf der Suche nach einem Talent, und dem Talent selbst bestehen. Wie könnten solche Parties genannt werden? Eine Frage, die Markus Segmüller vom Carlton in Zürich bestimmt in Kürze beantworten wird. No Option? No Futures?

Spiegelbild

Zeitungen durchblättern und die aktuellen Partythemen lesen ist wie durch ein Spiegelbild der Gesellschaft zappen.

Debütanten-Bälle, damit sich die Kinder der konservativen Eltern endlich einmal in den Arm nehmen können.

Wahlparties als lebensfrohe Weiterentwicklung der Puurezmorge.

Sunntigsdate ganz ohne Patty B. als moderner Auftritt der Kirche.

Pink-Slip um ungezwungen über das Arbeitslosengeld zu talken, Afterwork damit sich die Arbeitssüchtigen doch noch irgendwann paaren, und die ganzjährige Après-Ski-Party ist bald ebenso selbstverständlich wie das ganzjährige Erdbeeren-Angebot im Grossverteiler. Was folgt als nächstes? Eine Tele-Tubby-Party für den Nachwuchs und im Zuge von Patchwork-Familien und erhöhten Scheidungsraten die Divorce-Party, ein Markt mit konstanten Zuwachsraten, in Kürze können zumindest in Zürich auch gleichgeschlechtliche Paare den Vertrags fürs Leben wieder auflösen.

DNA-Analysen könnten zu einem weiteren Partythema führen. So wie bereits Ecstasy-Pillen bei Grossanlässen offiziell auf schädliche Inhalte untersucht werden, führt die High-Tech Zukunft zu den Kuckucks-Kinder-Väter-Parties. Bring den Schnuller oder die Zahnbürste des Kindes mit und lass feststellen, ob du der Vater bist. Falls ja, dann bitte gleich nach Hause gehen, falls nein, bitte an der Bar einen Zwischenhalt einlegen.

Eine Deutsche Klo Geschichte

Seit im letzten Salz&Pfeffer über Entschädigungen für ideelle Schäden geschrieben wurde, werden Magazine wie ReiseRecht, die Zeitschrift für das Tourismusrecht, mit ganz neuen Augen gelesen. Ein nicht ideelles Müsterli aus Deutschland: Die Bundesbahn muss nichts bezahlen, falls jemand keinen Sitzplatz im Zug findet. Und sie schuldet auch keine Entschädigung, falls im Zug die warmen Speisen und Getränke nicht mehr erhältlich seien. Letzteres wurde als blosse Unannehmlichkeit taxiert.

Zahlen muss die Bundesbahn hingegen für geschlossene Toiletten. Alles in allem ca. 400 Euro Schmerzensgeld kostet es die Bundesbahn, wenn ein Reisender während zweier Stunden nicht auf die Toilette kann. Der Fahrgast sei in die unerträgliche Situation eines faktischen Pinkelverbots gebracht worden, das zu schweren körperlichen und seelischen Unannehmlichkeiten führen kann. Neben den unmittelbaren körperlichen Beschwerden wurde auch auf die seelischen Verletzungen hingewiesen, die in einer solchen, an Peinlichkeit nicht zu übertreffenden, Situation auftreten. Wie kommen die Richter nur darauf, dass drei Euro pro Minute für solches Ungemach angemessen seien? Bestimmt hat sich ein Ami unter den 600 Fahrgästen befunden. Oder einer, dessen Urgrossvaters Tante von einem später nach USA ausgewanderten Goldgräber geschwängert worden ist. 600 Fahrgäste, da scheinen Ed&Co ein gefundenes Fressen verpasst zu haben.

Der Computer im ICE schloss die Toiletten wegen Wassermangels automatisch. Wie sich herausstellte, wäre dies nicht bei allen Örtchen notwendig gewesen. Schlussendlich stand in einem mit 600 Passagieren bestückten Zug lediglich ein WC zur Verfügung. Es ist anzunehmen, dass die Bahn mit Hochdruck an der Lösung des Problems arbeitet.

Rückerstattung als Verkaufsargument

Eine der am schnellsten wachsenden Hotelgruppen, die britische Travel-Inn, bietet ihren Kunden eine 100 Prozent Satisfaction-Guarantee.

Die Zimmer müssen zwar jeweils im voraus bezahlt werden, aber falls ein Gast nicht total happy mit der gebotenen Leistung sei, könne er ohne Diskussion eine vollständige Rückerstattung verlangen. Jeder Mitarbeiter im Betrieb, egal ob Manager oder Kofferträger, sei zur Vornahme der Rückerstattung berechtigt. Die Massnahme habe bei den Mitarbeitern zu einer messbar erhöhten Zufriedenheit am Arbeitsplatz geführt. Den Gästen wurden seit Einführung dieser Garantie über eine Million Euro zurückerstattet, bei deren Zimmerpreisen dürfte dies über 15'000 Logiernächten entsprechen. Die Gruppe betreibt inzwischen knapp 300 Hotels, zumeist Häuser in der mittleren Preisklasse. Wären es Luxus Hotels in der Preisklasse der Rolling-Stones, Jagger/Richards müssten den Text von Satisfaction umschreiben.

Apropos Musik. Falls eine Band im Raum Zürich einen ordentlich schrammenden Gitarristen sucht, unser Redaktionsregisseur Andrin C. Willy hätte wieder mal Lust in einer Band mitzutun. Einfach ein Mail senden und sich bewusst sein, dass seine Uhr im Salz&Pfeffer-Rhythmus tickt.