2002 S+P 5

 

Blut-Orangen im wörtlichen Sinn

Israel behindere die Jenin-Kommission steht heute in der Zeitung. Ein Grund, über eine politisch korrekte Ernährung nachzudenken. Bisher war die Haltungsart von Hühnern, Rindern, Fischen oder Wachteln ein Grund, das eine oder andere Produkt eben nicht zu kaufen. Aber heute kommt neben Bio und Würde der Kreatur noch ein weiterer Faktor dazu: der Mensch. Kinderarbeit ist in Sachen Kleider nähen, Sneakers Produktion und Fussball ein Thema. Wann wird die politisch korrekte Avocado oder Orange beim Grossverteiler thematisiert. Avocados aus Israel und Spanien liegen im gleichen Körbchen. Wir mündigen Konsumenten können deshalb nicht entscheiden, ob wir Ariel dem Schlächter von Shatilla, dem Kriegsherrn der Jenin durch seine Panzer in einen Schutthaufen verwandelt, einen Beitrag an seine Kriegsmaschinerie leisten möchten. Es sei denn, wir verzichten vollständig auf den Kauf. Natürlich trifft dies damit auch die Spanier und vielleicht auch deren Billigstarbeiter aus Marokko. Aber es trifft auch Israel. Ein Land das in Südafrikanischer Apartheid-Manier den Palästinensern einige Homelands zuteilt, aus denen sie dann bitteschön zur Steigerung des Bruttosozialproduktes in Israel arbeiten sollen. Weil sie sich nicht nur mit einigen Quadratmetern begnügen, sondern ganz den UN-Resolutionen entsprechend, gerne in ihrem Land selbst bestimmen möchten, wird von einer sogenannt zivilisierten Nation Israel geschossen, gebombt, gefoltert. Die Schweiz als Handelspartner könnte ein bisschen Einfluss nehmen. Zum Beispiel in dem von dort keine Waffen - deren Wirksamkeit am lebenden Objekt täglich am Fernsehen vorgeführt wird - gekauft werden. Zum Beispiel, indem wir als Konsumenten nein zu Produkten sagen, die einen Krieg mitfinanzieren. Sorry liebe Früchte- und Gemüseverkaufer. An einigen von Euren Produkten klebt Blut. Wir möchten wissen, welche Avocado aus Spanien kommt.

Der Sonntags-Gähn Faktor

Im April war in der Zeitschrift Klartext ein Beitrag zum Thema Gastrokritik in der Zeit nach Rizzi und Eggli. Die Sonntags-Zeitung aus dem Hause Tamedia brachte den gleichen Artikel einige Wochen später. Ein Frust für den vollzahlenden Abonnenten. Langeweile pur, einen Artikel der schon in einer anderen Publikation gelesen wurde, des Sonntags aufgetischt zu erhalten.

Für Salz&Pfefferstreuer sind diese Sonntags-Zeilen aus einem anderen Grunde spannend. Der Sonntags-Zeitungs-Autor und das Salz&Pfefferland sind zur Zeit noch straf- und zivilrechtlich miteinander im Clinch. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, aber interessant ist trotzdem, dass die Sonntags-Zeitung ihrem neuen Mitarbeiter eine Plattform zur Verfügung stellt, auf der genau die Themen Salz&Pfeffer und Cigar behandelt werden. Wollen die David gegen Goliath spielen oder steht bei denen ein Trojanisches Pferd in der Redaktion?

Same procedure as always?

Die Sonntags-Zeitung hängt in diesem Artikel der guten alten Zeit nach, in der Gastro-Kritiker die neuen Kochherrgötter zu finden hatten. Seit zig-Jahren werden die grossen Chefs nun bepunktet und benotet. Da wäre es einmal an der Zeit, andere Wege zu gehen. Zum Beispiel in dem wir vom Salz&Pfefferland einer Quereinsteigerin einen Ueli Prager Preis verleihen. In einer Zeit, in der Flugzeuge in Hochhäuser krachen, Sharon den Palästinensern ihr Land nicht gönnt, Palästinenser den Israelis den Ausgang vermiesen und ein zivilisiertes Amerika weiterhin die Todesstrafe anwendet, ist den Gästen nach einer kleinen heilen Welt. Welten wie sie in letzter Zeit laufend in ehemaligen Quartier-Lädelis entstehen. Acht Sitzplätze bei Da Riccardo oder eben circa 20 bei The Spice Gourmet, der Ueli Prager Preisträgerin des Jahres 2002. Nicht dass wir deshalb den Damen und Herren Spitzenköchen den Rücken zuwenden würden, aber Stillstand heisst Rückschritt. Deshalb der Ueli Prager Preis für eine etwas andere Art der Gastronomie. Auch die Sonntags-Zeitung wird feststellen, dass es noch manches Mini-Restaurant zu entdecken gilt.

Gastro-Berichterstattung

Wie funktioniert eigentlich eine Gastro-Berichterstattung bei den grossen Zeitungen? Viele Wirte zahlen nur für ein Inserat, falls Hoffnung auf einen Artikel besteht. Bei edlen Zeitungen sind Verlag und Redaktion jedoch strikte getrennt. Was tun um diese Umsätze nicht zu verlieren? Die Zeitungsseiten werden verpachtet. Die Zeitung kassiert einen festen Betrag und erlaubt den Pächtern ohne Heiligensschein redaktionell tätig zu sein. Die Pächter dieser Gastro-Seiten dürfen ohne Rücksicht auf schöngeistige Trennungs-Vorschriften Inserate-Umsatz mit wohlwollenden Restaurant-Zeilen vermischen. Die Zeitung hält nach aussen hin den Heiligenschein der strikten Trennung von Redaktion und Verlag aufrecht, die Kasse stimmt und weil die heutige Drucktechnik das Wort Anzeige auch ganz klein irgendwo auf der Seite fast nicht sichtbar drucken kann, weiss der flüchtige Leser nicht, dass ihm dort gekaufte Zeilen geboten werden.

Auch der Wirteverband mischt mit

Im Gratisblättli 20 Minuten wird ähnlich vorgegangen. In Zusammenarbeit mit dem Wirteverband werden Betriebe gesucht, die sich gerne auf einer halben Seite vorstellen möchten. Der Preis für den „Artikel“ richtet sich nach der Anzahl Angestellten im Betrieb. So hat auch der Kleinbetrieb eine Chance, einen halbseitigen „Artikel“ über sich zu lesen. Ob es sich um eine Anzeige oder um einen Artikel handelt, wissen die Macher selbst nicht so genau. Irgendwo steht kleingedruckt das Wort Anzeige. Im Text drin steht jedoch, dass gegen Abgabe dieses Artikels im beschreibenen Betrieb etwas Gratis auf die Leser wartet. Mit solchen Machenschaften wird der Konsument für dumm verkauft. Die Wirte die dort mitmachen wiegen sich in der trügerischen Sicherheit, sie seien 7-Sieche. Schliesslich können sie einen netten Artikel über sich selbst vorweisen.

Die Suppe selbst eingebrockt

Nun beklagt sich also des Sonntags ein Produkt der Tamedia über mangelnde Gastro-Kritik und dabei kassiert die gleiche Tamedia mit der Verpachtung ihrer Gastro-Seiten ein paar Franken und trägt mit dazu bei, dass weiterhin die seichte Gastrobeschreibung weiterlaufen kann. Wie soll denn in den Tageszeitungen eine unabhängige Gastroberichterstattung stattfinden, wenn keine Gastro-Umsätze für eine unabhängige Kritik vorhanden sind? Ein strenger Cost-Controller wird sagen, für eine Branche die keine Umsätze bringt, werden auch keine speziellen redaktionellen Aufwände in Sachen Berichterstattung geplant. Und so tragen die grossen Verlagshäuser mit zur zahnlosen Restaurantbeschreibung bei.

Ein Gratis-Abo

Als Stimmbürger des Salz&Pfefferlandes beantrage ich, Annemarie Wildeisen ein Gratisabo Salz&Peffer einzuräumen. In ihrer Mai Nummer empfiehlt sie einen Besuch im Gupf bei Migg Eberle und seinem Küchenchef Klose. Hmmm. Das könnte einige enttäuschte Rehetobel-Gänger nach sich ziehen. Mit grossem roten Balken und einem Fullstopp Sekunden bevor die Druckmaschinen zu rotieren begannen, haben wir in unserer Nummer 2/2002 auf den abrupten KüChe-Wechsel im Gupf hingewiesen. Der Seitennummerierung nach, sollte der Beitrag bei Annemarie Wildeisen bereits in der Nummer 4 erscheinen. Aber auch zu jenem Zeitpunkt war bereits kein Küchenchef Klose mehr im Gupf am Herd. Schöne Fruscht für Migg Eberle. Da wurde für viel Geld ein neuer Küchenchef eingekauft und niemand merkts. Es wird endlich Zeit, dass die Ringier Postillen Urs Hellers Bemühungen in Sachen Personalvermittlung dem breiten Publikum bekannt machen. Schreibt endlich, dass ein neuer Stern in Rehetobel aufgeht. Schreibt dass der Urs Heller im nächsten GauMiau dem Gupf einen Punkt mehr geben wird. Sonst schreibt die Sonntags-Zeitung, die Gastro-Kritik finde keine neuen Götter.

Ungeniessbares Forschungsergebnis

Ein Jahr nachdem die norwegische Regierung den Antrag auf Tötung von 60 Delfinen abgelehnt hat, wird der Plan trotzdem wieder aktiviert. Erneut wurde beantragt, 60 Delfine im Atlantik für „wissenschaftliche“ Zwecke zu töten. Die Delfine sollen beim Schwimmen in den Bugwellen per Gewehrschuss in den Kopf getötet und dann mittels einer Harpune fixiert werden. Ziel sei es, das Ökosystemmanagement zu verbessern und deshalb müssten die Nahrungsgewohnheiten der Delfine untersucht werden. Das Vorgehen der Norweger erinnert an die Strategie der japanischen Walfänger. Diese machen die Meeressäuger für den Rückgang der Fischbestände verantwortlich und rechtfertigen damit die kommerzielle Jagd auf die Meeressäuger. Die Norweger begründen ihre Forschung zusätzlich noch mit Untersuchungen über den Schadstoffgehalt in den Delfinen. Total überflüssig. Es liegen bereits Daten über Schadstoffkonzentrationen in Kleinwalen vor die besagen, dass das Fleisch nicht verzehrt werden sollte.

Vor kurzem wurde berichtet, die japanische Walfangflotte sei von einer sogenannt wissenschaftlichen Expedition in die Antarktis zurückgekehrt während derer 440 Zwergwale getötet wurden. Bleibt zu hoffen, dass wer auch immer dieses Fleisch isst, ganz ordentlich krank wird. So krank wie das Hirn derjenigen sein muss, die solches Forschen zulassen. In Sachen Abstimmungen und Wahlen scheint die Organisation welche über Fangquoten abstimmt etwa gleich organisiert zu sein, wie die FIFA....

Die Schweiz verfügt weder über einen Meeranstoss noch über eine Walfangflotte. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen findet vom 5. - 7. Juli im Gottlieb Duttweiler Institut ein Symposium statt. (Infos unter www.asms-swiss.ch) Hingehen und etwas Solidarität mit den Säugetieren zeigen, die biologisch gar nicht so weit von uns entfernt sind.

Die spinnen die Forscher

Diese Art von Norwegischer und Japanischer Walforschung ist etwa gleich überflüssig wie die Katzenforschung. Kürzlich war zu lesen, die Forscher hätten den Katzen ein Glöckchen um den Hals montiert um festzustellen, ob die Zahl der gefangenen Vögel abnehme. Dieses Experiment ist für mich so circa auf dem Niveau der Holzeisenbahn. Wenn die Forscher gross werden und mit einer elektrischen Bahn umgehen können, werden sie bestimmt Walfischforscher. Steuern zu bezahlen um zuzuschauen, wie mit meinem Geld "Forschung" betrieben wird, tut weh. Es verhilft zu nicht zum guten Willen, regelmässig eine Steuerrate zu überweisen. Sollen die doch dem Betreibungsbeamten ein Glöcklein umhängen und feststellen, ob der dann noch seine Kunden zu Hause antreffe.

Keine Vorträge mehr am Sonntag

Welche Geschäfte haben das Recht, an einem Sonntag im Hauptbahnhof geöffnet zu bleiben? Diese Frage hatte das Bundesgericht zu beantworten. Die Gewerkschaften sind der Ansicht, ihre Mitglieder reihten sich lieber bei den Arbeitslosen ein als dass sie an einem Sonntag z.B. Disketten verkaufen. Was genau soll an einem Sonntag denn nicht verkauft werden? Schon heute ist ein Gang durch den Zürcher Untergrund äusserst widersprüchlich. Im Migros steht ein Gestell voll Büromaterial. Will ich jedoch an einem Sonntag dort noch einige Hellraumprojektor-Folien kaufen, so darf ich nicht zu jenem Gestell. Aber ich darf 20 Meter weiter im CopyShop einige Folien kaufen. Die Folien benötige ich, weil ich auf dem Weg zu einem Vortrag im Zug noch Vorlagen zeichnen muss. Wenn schon keine Folien am Sonntag verkauft werden dürfen, müsste eigentlich das Vortragen an einem Sonntag verboten werden. Somit möchte das Bundesgericht und die Gewerkschaften wohl über kurz oder lang diejenigen Vorträge, die jeweils des Sonntags in der Kirche stattfinden, verbieten?

Der PC Shop im Bahnhof darf gemäss Bundesgericht in Zukunft am Sonntag nicht mehr geöffnet bleiben. Journalisten die des Sonntags auf dem nach Rückweg im Zug für die Montagszeitungen Berichte schreiben, dürfen keine Disketten einkaufen um ihre Arbeit darauf abzuspeichern. Peter Bichsel schreibt jeweils im Zug. Die Menschheit riskiert, ein Buch von ihm zu verlieren weil eine Gewerkschaft keine Disketten am Sonntag verkaufen will. Und wir Sonntagsarbeiter riskieren, ein ganzes Tageswerk wegen der fehlenden Sicherung zu verlieren. Eine total Gaga Geschichte. Gewerkschaften die Arbeitsplätze verhindern und weltfremde Richter, die eine unaufhaltsame Entwicklung aufhalten wollen. Die Tankstellenshops zeigen, wie leicht Bestimmungen umgangen werden können. In Zukunft wird das Kiosk-Sortiment neben Batterien auch Disketten oder Speicherchips beinhalten.

Peter Bodenmann, der Hotelier aus Brig, hat vorgeführt, wie mit etwas Phantasie eine widersinnige Bestimmung ad absurdum geführt werden kann. In Brig dürfen Hotelgäste dürfen länger als Einheimische an der Bar konsumieren. Mit Zahlung von Fr. 5.- kann jeder, egal ob einheimisch oder nicht, im Zivilschutzkeller von Peter Bodenmanns Hotel ein Bett buchen. So bleibt die Bar mit einheimischen Besuchern bis weit in die Nacht hinein besetzt. Die Feriengäste lernen einige Einheimische kennen, die Gemeinde kommt zu höheren Kurtaxen, Peter Bodenmann zu höheren Umsätzen. Eigentlich müssten alle zufrieden sein. Schön wär's. Ähnlich den Gewerkschaften in Zürich sind es in Brig die Polizisten die sich zum Thema Arbeitsplatz-Killing vor den Wagen spannen lassen. Und das ausgerechnet im Hause eines SP Exponenten...