2002 S+P 6

Die bösen Journis

Klar musste mit Reaktionen auf die blutbefleckten Avocados und Orangen in Salz&Pfeffer 5/2002 gerechnet werden. Reaktionen in denen den Journalisten gesagt wird, sie seien alle kontra Judentum eingestellt. Antisemitismus sei das.

Mit solch gebetsmühlenhaften Wiederholungen läuft die jüdische Propagandamaschinerie jedoch ins Abseits. Es geht nicht ums Judentum, sondern um einen Staat der sich zivilisiert verhalten sollte. Ein Staat der heute noch zur Folter greift, soll nicht gefördert werden. Egal welchen Glauben die Einwohner jenes Landes bevorzugen, irgendwo beginnt das ganze unmenschlich Züge anzunehmen. Der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker sagte, die israelische Politik überzeuge ihn nicht. Das müsste auch denjenigen zu denken geben, die mit der einfachen Ausrede, bei der Kritik handle sich um Antisemitismus, wegschauen.

Natürlich ist es nicht ideal, wenn man abends nicht weiss, ob der Nachbar in der Cafeteria nächstens sich und die Umgebung in die Luft sprengt.

Aber genauso wenig war es ideal, dass Israel schon vor dem 6-Tage Krieg den umliegenden Staaten das Wasser abgrub, und schlussendlich im 6-Tage Krieg ein Staudamm-Vorhaben, das den Arabern genügend Wasser sichern sollte, zerbombte. Auch heute werden 80 Prozent des Wassers in den besetzten Gebieten von Israel verbraucht. Egal wär zerscht gsii isch, Adam, Eva, Muslim, Jude, Christ, das ganze wirkt sehr unappetitlich.

Kürzlich lagen auch Kartoffeln aus Israel im Gemüsegestell. Mit wessen Wasser wurden die begossen. Ich weiss zwar nicht wem ich nütze oder schade, aber ich habe einfach ein Problem damit.

Ein Spargel als Gastrokritiker?

Wie hat ein Medienschaffender auszusehen? Ein Reporter mit Kamera ist kein Reporter. Zumindest glaubt das ein Zürcher Einzelrichter. Ein Reporter der eine Demo fotografiert und deshalb möglichst nahe am Geschehen teilnimmt, muss als Reporter erkennbar sein. Falls er rein zufällig dunkel gekleidet ist, dann gilt er nicht mehr als Reporter und wird bestraft. Eine Kamera allein genügt als Erkennungszeichen nicht. Vielleicht erwartet das hohe Gericht, dass sich Reporter Papageienfarbig anziehen damit Demo-Teilnehmer und Polizisten sehen, wann die vierte Gewalt im Staat zuschaut. Wie hätte Günter Wallraff auf ein solches Urteil reagiert. Wie hätte er für das Buch «Ganz unten» als Türke Ali recherchieren sollen? Nach Zürcher Leseart wohl mit einer Deutschland-Flagge bekleidet.

Das Zürcher Gericht ist daran, mit Entscheiden wie diesem die Pressefreiheit zu untergraben. Die Mediengemeinde wartet mit Spannung auf die Urteilsbegründung von Richter Schäppi. In dieser wird zu lesen sein, wie ein Medienschaffender auszusehen hat.

Muss ein Gastrokritiker in Zukunft einen Bauch vor sich her schieben? Oder besser nicht, sondern daherkommen wie ein Spargel auf dass er sich ordentlich von den Geniessern abhebe?

Formel-1 Reporter haben einen Bleifuss zu montieren. Oder besser nicht, sondern sich mit einem in die Höhe gehaltenen grünen Parteibuch als Reporter in der Autoliga zu outen?

Fussballreporter tragen besser keine Stulpen sondern Eishockeyhelme und Boxmatch-Reporter keine gebrochene Nase.

Weinjournalisten geben sich nicht mit roten Bäggli zu erkennen sondern tragen ein Blau-Kreuz-Emblem. Und Mystery Men binden sich am besten eine Matratze an den Rücken. Ein Thema für den Morgestraich.