1991 Taverna Catalana

 

Nur wenige Meter von der Bahnhofstrasse wähnt man sich plötzlich beinahe im Red-Light-District von Zürich. Vorne glüht das intensive Rot des Churrasco Schriftzuges, hinten strahlt das unübersehbare Rot des Goldschmiedegeschäftes Carat (übrigens mit jeweils einem der besten Schaufenster Zürichs). Und zwischen diesen Fixpunkten liegt der Eingang zur Taverna Catalana.
Holztische, Holzstühle, laut, und ein Patron, der mit spanisch sprechenden Gästen intensiv parliert. Eine Karte mit Paella (zwei Varianten zu Fr. 35.-) und anderen spanischen Gerichten. Die Kellner im klassischen Schwarz/Weiss. Das sind die Zutaten für eine spanische Ambiance.
Stellen Sie doch einmal für ein kleines Diner zu Zweit ein Potpourri zusammen aus sehr schön angerichteten gemischten Salaten, je eine Portion Formaggini (vergehen auf der Zunge, sehr empfehlenswert), Gambas al Pil Pil (im kleinen süttig-heissen Geschirrchen serviert), Eierschwämmchen an einer Rahmsauce und einer Portion Spinat. Die Gambas sind pikant feurig, bei den Eierschwämmchen braucht es eine Prise, beim Spinat eine rechte Portion Salz. Dazu ein Rioja Conde de Valdemar, bei dem Sie auf keinen Fall eine Flasche bestellen sollten. Die 7dl Flasche kostet Fr. 33.70, die gleiche Qualität im Offenausschank aber nur Fr. 4.50 pro dl.
Bestellen Sie aber die klassische Paella (mit grossen Krevetten drauf), so werden neben der Zitrone im Wasserschälchen bis zu vier Tellerchen für die Abfälle mit- und auch regelmässig abserviert. Die Paella-Pfanne selbst findet keinen Platz auf dem Tisch. Wenn der Kellner jedoch nicht allzusehr im Jus ist, klappts mit dem Nachschub.
Die Dessertauswahl ist bis auf zwei Ausnahmen phantasielos. Der Schlagrahm mit Baumnüssen und Honig hingegen ein Abschluss von luftig präsentierter schwerer Süsse.
So ein kleines Nachtessen im Zentrum Zürichs kostet keine hundert Franken (en metállico por favor), sodass es vielleicht sogar noch für eine kleine Anzahlung beim "roten" Goldschmied reicht.