2001 Buffet 7

IWC steht nicht nur für eine Uhr

Walfleisch ist dermassen stark mit PCB und Quecksilber angereichert, dass jeder Lebensmittelinspektor darob erschauern würde. Die Regierung von Färingen (auf dieser Inselgruppe hat die Schweizer Nati Erfolge gefeiert) hat deshalb ihrer Bevölkerung geraten, nicht mehr als zwei mal pro Monat Walfleisch zu essen. Wo kämen wir sonst hin, wenn verstorbene Färinger als Sondermüll ...

Trotzdem wird Ende Juli durch die IWC (Internationale Walfang-Kommission) in London wieder über Walfangquoten beraten. Die Japaner zum Beispiel bestechen gewisse Entwicklungsländer, um mit Hilfe von deren Stimmen weiterhin Wale, sei's für den Konsum oder für die sogenannte Forschung, aus dem Meer zu ziehen. Anonyme Schiffkonzerne schicken daraufhin ihre Fang-Boote aufs Meer. Analysen zeigen, dass das 'Forschungs-Fleisch' schlussendlich doch auf die Teller gelangt.

In Naomi Klein's Buch "No Logo" findet sich eine gute Beschreibung darüber, dass nicht einfach anonyme Firmen hinter solch unschönem Tun stecken. Auf dem Weg zum Kunden verwandeln sich anonyme Firmennamen nämlich in Markenprodukte, die weltweit gekauft werden sollen. Diese Marken eignen sich - via Sekundärboykott - als Zielscheibe, um indirekt dieses unsaubere Treiben zu beenden.

Am Beispiel einer Baumfällerfirma in einem indianischen Gebiet zeigt Naomi Klein auf, dass nicht die Baumfäller- und Papierherstellerin, sondern zum Beispiel der Pizzakurier, der besagtes Papier als Verpackungsmaterial verwendet, sich als Ziel für Aktionen eignet. Der Pizzakurier, die Bekleidungskette, schicke Namen die dieses Papier für schön bedruckte Taschen verwendeten, haben schlussendlich tatsächlich die Baumfäller davon abgehalten, weiterhin indianisches Gebiet zu verwüsten. Bruno Manser lässt grüssen.

Erst wenn Konsumenten dieses Bewusstsein entwickeln und ihren Läden erklären, sie fänden das nicht so super und wollten das auch nicht mehr kaufen, wird sich etwas ändern.

Wer findet nun heraus, welcher japanische Konzern hinter den Walfischmassakern steckt? Was würde geschehen, wenn plötzlich eine Auto-, Unterhaltungselektronik- oder gar eine internationale Restaurant-Kette deshalb ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit geriete und daraufhin boykottiert würde? Zum Beispiel weil sie ihr Geld in Walfang-Schiffe anlegt? Oder weil das Walfett in einem Kosmetikkonzern zu Forschungszwecken verwendet wird? Die Harvard-Professorin Spar stellte fest, dass der Scheinwerfer zwar keinen Einfluss auf die Moral der Manager, wohl aber auf deren Bilanz habe. Also stellt den Scheinwerfer an!

Die Wale würden es uns danken und ein Lied anstimmen. Bei 39 Grad Esoterikfever könnte der Walgesang weiterhin zur Beruhigung und Selbstfindung beitragen.

Werbung für Konferenzstädte?

Was bedeuten Treffen wie WEF, WTO, G8 und wie sie alle heissen langfristig für die Hoteliers der Orte, in denen sie stattfinden? Erfreuen sich die Gastgeber von Göteborg und Genua vieler fröhlicher Touristen, wenn ihre Stadt mit erschossenen Demonstranten in Verbindung gebracht wird? Für mich persönlich war Genua eine Stadt, die ich zuerst mal mit Columbus, dann mit dem Centro Storico, dem Palazzo Ducale, mit seinen Schiffen nach Übersee und vor allem mit meiner Frau verband. Nicht, dass sie mich mit einem solchen Dampfer verlassen hätte, sondern sie hat während eines halben Jahres das Atelier der Stadt Zürich für ihre Arbeit an einer Ausstellung in besagtem Palazzo benutzen dürfen. Als Folge davon bescherte ich der SBB regelmässige Umsätze. Möchte ich heute erneut nach Genua?

Wie wäre es, wenn sich die 8 Regierungschefs via gesponsorter Videokonferenz unterhielten? Weshalb sitzen 7 der 8 Chefs auf einem Luxusdampfer, während George W. Bush sein eigenes Boots-Süppchen kocht? Der Kamin dieses Dampfers wäre gross genug, um eine Hängematte als Schlafplatz für W hineinzuspannen. Nach einer Nacht in dieser Luft müsste er wohl seine Bedenken in Sache Kyoto-Abkommen revidieren. Das wäre doch ein positives Zeichen aus der Bürgerkriegsstadt Genua gewesen.

Im Mexikanischen Golf wird zur Zeit darüber nachgedacht, was mit den dortigen ausgedienten Bohrinseln geschehen soll. Weshalb nicht eine solche zu einem Meetingpoint ausbauen? Chirac könnte ganz offiziell seine Flugtickets abrechnen, Städte wie Prag blieben wegen Karel Gott, Genua wegen Columbus und Köln wegen seines Doms in guter Erinnerung. Die dortigen Hoteliers und Tourismusdirektoren könnten aufatmen.

Statt essen leben lassen

Manchmal lese ich Stories, die lassen hoffen. Hoffen dass es Menschen gibt, die einfach ein kleines bisschen Gutes tun. Paul Imhof vom Tages-Anzeiger schrieb über einen Innerschweizer namens Heinz von Holzen eine hübsche kleine Geschichte. Dieser führt in Bali ein Restaurant namens "Bumbu Bali". Wie alle anderen Köche kauft er morgens auf dem Markt lebende Schildkröten ein. Nicht jedoch um sie seinen Gästen als Delikatesse vorzusetzen, sondern um sie zur Rekonvaleszenz in seinen Wassergraben zu setzen. Später dann, wenn sie sich erholt haben, entlässt er sie wieder ins Meer. Falls Sie, lieber Reisender, bei Gelegenheit in Bali sein sollten, dann gehen Sie ins "Bumbu Bali". Als ehemaliger Küchenchef vom Hyatt Bali und vom Hyatt Singapore wird von Holzen bestimmt sehr gut kochen, und irgendwie trägt so auch ein jeder Gast dazu bei, dass die Schildkröten-Population erhalten bleibt.

Schildkröten-erhalten scheint übrigens ein typisch Schweizerisches Hobby zu sein. Vor 12 Jahren sah ich wie Hotelmanager Daniel Müller mit Familie auf den Malediven Schildkrötenbabies hochpäppelte, und vor 3 Jahren erlebte ich wie Jürg Küng auf Tortola einen Strand, auf dem des Nachts Eier von den Urtieren vergraben wurden, beschützte. Schön, dass nun in Bali weiterhin Schweizer Expats solche Traditionen beibehalten.