1998 Optimale Ausbildung?

Optimale Ausbildung für Top Hoteliers?
Gedanken zu einem Artikel in der Hotelrevue

Optimale Ausbildung?
Wäre der Artikel als Werbung deklariert, würde man ihm mit der notwendigen Vorsicht geniessen, aber dieser Titel stand im redaktionellen Teil der Hotel-Revue von Anfang November 1998.
Darin ist die Rede von einer GSBA, Graduate School of Business Administration in Zürich. Der Autor Werner Knecht lobt diese Schule am Beispiel von zwei Absolventen aus der Hotelbranche die an einer (am besten wohl zu bezeichnen als Marketing-) Veranstaltung in Zürich eine Auszeichnung für ihre Outstanding Achievements erhielten.
Im Artikel wird die GSBA als eine der 20 führenden Business Schools von Europa genannt, die mit ihr zusammenarbeitende Amerkanische Universität (SUNY) sei die weltweit grösste Universität. Der Artikel ist gespickt mit mänätschmentinglisch, von MBA und Dual Degree und Joint Committe on Management Education ist die Rede, very impressive. Einen Teil dieser Angaben hat der Hotelrevue-Journalist sicher der Handelszeitung vom 21.10.98 und den Pressemeldungen der GSBA abgeschrieben. Dass die Handelszeitung unkritisch über diese Schule schreibt versteht sich, denn deren Dr. Speck war auch schon zu einer GSBA-Veranstaltung eingeladen.
Herr Knecht scheint kein regelmässiger Tages- oder Sonntags-Zeitungsleser zu sein und auch das für einen Journalisten und seiner Recherchierarbeit unentbehrliche Internet war ihm bei der Abfassung seiner Zeilen nicht gerade zur Hand. Hätte er z.B. unter www.cash.ch im Archiv der Wirtschaftszeitung nachgeschaut, wären seinem Bildschirm ein gutes Dutzend Artikel der letzten Jahre entsprungen. Zum Thema Ranking und der in der Handelszeitung genannten Firma Cox Communications waren vor einiger Zeit Schlagzeilen wie „Der Rektor gibt sich selbst die besten Noten“, „Fragwürdige Ranglisten“ oder "Die geplatzte Marketingblase" zu lesen.
Auch frühere Schlagzeilen wie „GSBA: Kein Platz im Olymp“ oder „Die verwegenen Klimmzüge des Rektors Dr. Albert Stähli... “ müssten einen Journalisten hellhörig werden lassen. Das Archiv der NZZ hätte ähnliche Schlagzeilen zu bieten: „Fragwürdige Praktiken einer Business School; Unklarheiten über den MBA/GSBA Zürich.“, „Weiterer Wirbel um die GSBA: Heikle Akkreditierung von Ausbildungsgängen“, „Blick auf den Bildschirm; Verschleierte Qualität von Managementschulen?“. Der um gute Schlagzeilen nie verlegene Blick titelte gar vor einigen Jahren über den Rektor des Institutes: „Billig-Doktor bildet Top-Manager aus!“
Spätestens nach diesen einfachen Recherchen wären weitere Rückfragen notwendig, bevor man mit einem halbseitigen Artikel Hoteliers eine zigtausendfränkigen Ausbildung in schönsten Worten beschreibt. Optimale Ausbildung?
Nicht nur in Schweizer Zeitungen wurde hierzu viel geschrieben, ein Blick in das "Spiegel"-Magazin zeigt, dass diese GSBA in ihrer Werbung auch schon mal einen Professor aufführt, der gar nie an diesem Institut war. Andere Deutsche Zeitungen titelten „Nach dem Studium kommt das böse Erwachen. Nicht jeden MBA-Titel darf man in Deutschland führen.“ oder „efmd lehnt GSBA ab, Ruf zu schlecht. DIHT-Kontakt half nicht“ In anderen Deutschen Zeitungen war zu lesen, das Tragen des MBA der GSBA sei in Deutschland unter Strafandrohung verboten worden weil dieses Institut keine Hochschuleigenschaft aufweist. Wohl soll es inzwischen noch neben dem MBA/GSBA einen weiteren Titel mit einer amerikanischen Universität geben, der in Amerika akkreditiert sei, nur ist das nicht ein Titel der GSBA, sondern einer der SUNY (oder eine Kombination davon). Aber wieviele Hoteliers haben denn Zeit und Geld zuerst in der Schweiz die GSBA zu absolvieren und, weil deren Titel z.B. in Deutschland nicht akzeptiert wird, dann noch in Amerika bei einer Partnerschule weitere Wochen anzuhängen?
Mit einigen weiteren Klicks im Internet findet sich z.B. auch eine www.sikander.net/gsba Seite welche sich kritisch mit dieser Schule auseinandersetzt. Dort lernt man auch, dass Prozesse gegen dieses Institut laufen.
Nachforschungen ergaben, dass ganz aktuell zum Beispiel die GSBA auf Begehren des ehemaligen Wirtschaftredaktors der NZZ Prof. Willy Linder kürzlich vor Bezirksgericht wegen Ehrverletzung verurteilt wurde, mitangeklagt waren auch der Rektor Dr. A. Stähli und die Prorektorin Pia Merz. Ob das Urteil weitergezogen wird war noch nicht in Erfahrung zu bringen.
Sodann ist bei der Bezirksanwaltschaft eine Strafanzeige gegen den Rektor und den Präsidenten der GSBA hängig. Themen: Verstoss gegen das Gesetz über unlauteren Wettbewerb UWG, Betrug, Urkundenfälschung und ev. weitere Tatbestände. Wie es scheint, sind das nicht die ersten Gerichtsfälle die im Zusammenhang mit diesem Institut ausgetragen werden. Mal musste die KPMG/FIDES einen Bericht erstellen in dem zu internen Verbuchungen Fragen auftauchten, mal fragte es sich, ob Spesenrechnungen wirklich so verbucht werden dürfen.
Für den Autor Werner Knecht ist die Schule unter den 20 besten Europas, eine Anfrage bei der AACSB, der im gleichen Artikel aufgeführten Akkreditierungsstelle in Amerika, hätte zutage gebracht, dass diese GSBA dort gar nicht bekannt ist. Die als Amerikanische Partner-Universität genannte SUNY ist z.B. überhaupt nicht im Ranking von U.S.News aufgelistet.
Das ist also eine optimale Ausbildung aus der Sicht unseres Fachblattes der Hotellerie..... Wie wäre es mit einer optimalen Ausbildung der Journalisten?

PS: Es soll mit diesen Zeilen keinesfalls der Lern- und Leistungswillen der Absolventen der GSBA Oekreal Foundation in Frage gestellt werden, aber die schon mit einfachsten Mitteln recherchierbaren Umstände erlauben wohl kaum hier unwidersprochen von einer optimalen Ausbildung zu sprechen, spätestens dann nicht, wenn einer der Hoteliers damit zitiert wird, sein Ziel sei dank dem MBA/GSBA ein internationaler Manager zu werden. Wie es scheint, müsste er in Deutschland auf das Tragen dieses Titels verzichten...