2001 Kolumnen 4

Der Klöntalersee schwappt über

Die Glarner Nummer wirft hohe Wellen, der Klöntalersee droht überzuschwappen. Die Leserin und Regierungsrätin Marianne Dürst, lobte unsere Nummer an der Tourismusversammlung. Die lokale Presse füllte Seiten mit der Analyse unserer Zeilen, und aufmerksame fanden heraus, dass in der Hitze des Gefechts offensichtlich nicht immer exakt recherchiert wurde.

Andere Leser fühlen sich der Formulierungen wegen verletzt und fordern "Satisfaktion". Leider leider ist Daniel E. zurzeit an einer Verhandlung vor dem jüngsten Gericht, sein persönliches Erscheinen vor einem weltlichen ist nicht mehr möglich. Diejenigen, die von ihm ganz persönlich Satisfaktion wünschen gehen in den Plattenladen und kaufen Stones: "I can't get no...". Die anderen werden dafür sorgen, dass das Salz&Pfefferland vor den Kadi muss. Im Vermittlungsamt werden wir darüber verhandeln, ob Schumi Weltmeister wird. Ernesta Baglivo, unsere Frau für Franken&Rappen, stammt aus dem Zigerschlitz. Sie freut sich sicher darauf, in ihre Heimat zu fahren um für uns zu schlichten. Frauen können das besser als Männer. Ruhig und sachlich ihren fast blutsverwandten klarmachen, dass die was falsch verstanden haben. Im Tessin kam diese Botschaft an.

Doppelbotschaften

machen meine Frau gelinde gesagt leicht unruhig. Manchmal kann ich ihren Unmut mit einer kleinen Mitternachtsspeise ins Jenseits befördern. Kochen habe ich nie gelernt, aber nahezu 20 Jahre Übung am ehelichen Herd wiegen das eine oder andere Manko auf. Um Unstimmigkeiten nach Doppelbotschaften zu vertreiben muss Mann Hörnli kochen. Während diese 7 Minuten im Salzwasser etwas mehr als al dente werden, Zucchetti, Broccoli oder was sonst grad an Gemüse im Kühlschrank ist, in etwas Olivenöl dünsten, salzen&pfeffern und mit einem Schuss Essig abschmecken. Die Hörnli abtropfen lassen und in dieser Zeit etwas Knoblauch in Butter anziehen lassen, Hörnli dazu. Über die Hörnli dann noch einen Gutsch Traiteur-Seiler-Salatsauce und einige Tropfen Trüffel-Öl. Ja, und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Weshalb ich das alles erzähle? Christian Kramer versendet auch eine Doppelbotschaft. Beim Eingang zum neuen Lake-Side sind zwei grosse Windhund-Statuen plaziert. Es scheint als würden sie die Besucher des wiederauferstandenen Kongresstempels segnen wollen. Aber Besucher mit Hunden sind nicht willkommen. Und Christan Kramer hat keine Hörnli mit Trüffel-Öl auf dem Menu. Seine Karten stehen aus Sicht von Hundebesitzerin schlecht... denn die

Schlacht ums Züri-Horn

ist eröffnet. Auf der einen Seite das mit 15 Millionen restaurierte Lake-Side Casino und auf der anderen Seite die Fischstube. Statt das Bankkonto um 15 Millionen zu erleichtern, erleichterte sich die Fischstube um 15 Kilo. Genau genommen nicht die Fischstube, sondern Chef-de-Service Mahlknecht. Eines ruhigen Abends entlocken wir ihm das Geheimrezept zur neuen Linie. Ist es eine neue Liebe, ist es ein Fitness-Studio? Corpore sana gegen Bankkonto sana, Millionenschwerer Zweihänder gegen schlankes Florett treten an. Ganz privat könnte das von Mahlknecht in die Schlacht geworfene Argument auch mich zu einem

Reifenwechsel

animieren. Die Finnen sagen, Frauen sähen nach der Sauna am schönsten aus. Noch warte ich auf eine Bemerkung aus berufenem Munde ob das auch für Männer gilt. Kommen Männer durch die Hitzekur Adonis näher? Die Chancen stehen schlecht, beim letzten Saunabesuch ist es passiert. Ich habe einige Fleischmasse gewordene Menschen um mich herum gesehen und ganz verstohlen selbst an mir herunter geschaut. Will ich wirklich augenmässig nicht so erfreulichen auf der Holzpritsche liegen? Runzeln statt Sixpacks zwischen Bauchnabel und Brustwarzen, Ansätze zum Michelin-Männchen in der Hüftgegend machen sich bemerkbar. Im Halbdunkel der Sauna plötzlich ganz klar sehen, dass der Schweiss nicht einfach einem flachen Waschbrettbauch entlang herunterrinnt, sondern sich in Ritzen verfängt und liegen bleibt.

Welche besonderen Freuden haben mir diesen, Niederquerschnitt-Reifen beschert? Wenn das so weitergeht, ist nächsten Winter ein Doppelrad mit Winterpneu zu sehen. Statt Schneeketten Ledergurt und Hosenträger zur Sicherung. Uhüülevill Aufwand wird nötig sein, um diese Ansätze von Geschwabbel in stahlharte Argumente umzuwandeln. Wie häufig werde ich bis zur Badesaison ein Luftguezli essen müssen und mich dabei fragen, ob sich die oralen Freuden im Verhältnis zum angesagten Iss-die-Hälfte wirklich gelohnt haben. Wie oft unterwegs und nebenbei für ein paar Franken ein Menu x vertilgt und eigentlich schon beim dritten Bissen gewusst, dass das Bedarfsverpflegung und kein Genussmittel sein kann. Trotzdem oder erst recht danach als krönenden Abschluss einer Süssigkeit erlegen. Lange Zeit auch der Illusion erlegen, die Jeanshersteller hätten kollektiv die Numerierung der Jeansgrössen geändert ... Eigentlich ist die Qual wieder den Jeans-Normen zu entsprechen der Massstab der entscheiden sollte, ob sich der nächste Bissen lohnt. Wenn da nur nicht die Lust wäre... Zum Beispiel die Lust, im Sternen Grill zu Bellevue eine Portion Pommes zu vertilgen oder zuzuschauen, wie Frau in eine knackige Bratwurst beisst. Richtig geniessen kann nur, wem vor lauter Lust weder BSE noch MKS präsent sind. So wie beim Testosterongeladenen Manne, dem das Hirn in gewissen Momenten im A..... Crazy Cow hin, Creutzfeld-Jacobs her.

Sa wa la tät

Ronny Reagans Alzheimer ist heute sichtbar. Nachträglich erklärt dies vielleicht einen Teil der damaligen Reaganomics ebenso, wie der den Weltfrieden gefährdende Spruch anlässlich einer Mikrofonprobe ("I have just signed a law outlawing the Soviet Union; bombing begins in fifteen minutes"). Statt akribisch im Gegenlicht Löcher in Stimmkarten zu suchen, täten die Amis vor der Präsidentenwahl besser solche in den Köpfen der Kandidaten suchen. Georg W. Bush's Äusserungen zum Thema Klima und Kyoto werden vielleicht in 20 - 30 Jahren auch rational erklärbar. Falls den Zeitungsmeldung geglaubt werden kann, soll er keine eMails mehr schreiben. Des einen Mikrofon des andern Mailbox? Gut funktionieren noch Köpfe mit anderer Denke auf der Welt. Köpfe wie derjenige auf dem Hals von Walliserhof-Hotelier Beat Anthamatten in Saas-Fee. Baut der einfach mit klarem Kopf das erste Minergie-Hotel der Schweiz. Beat for President!

Klügere Köpfe

inzwischen auch im Stadtrat von Sitten. Die Gay-Pride wurde bewilligt. Hotelierverein und GastroWallis Funktionäre können aufschnaufen, der Entscheid fiel ohne ihr öffentliches Zutun. Kein Jubeln darüber, dass die Mitglieder mit Umsatz gesegnet werden könnten. Haben die hinter den Kulissen geamtet oder einfach das Schweigen geübt? Wie auch immer, was Bischof Brunner als Sitten-widrig und unmoralisch geisselte, findet am 7. Juli statt. Gespannt warten wir, ob Bischof Haas' Osterrede sich dazu äussert und die Werbetrommel rührt. Die Tourismus-Site von Sitten will nach wie vor nichts davon wissen. Die propagieren den viel wichtigeren Anlass "Festival International de l'orgue ancien de Valère". Macht nichts, wer des Französisch nicht mächtig ist wird glauben, es werde ein "Festival der Internationalen Orgien" gefeiert. Päpstliche Vorgänger würden deshalb gerne am 7. Juli in Sitten sein. Zum Beispiel der 1471 verstorbene Papst Paul II. Der soll es mit Lustknaben getrieben haben. Todesursache: Mors in pädicatio... Und trotzdem werden die Gläubigen Zetermordio in Leserbriefen schreiben. Hirtenbriefe werden die Schäfchen zu ordentlichem Wegsehen auffordern, von den Kanzeln herab werden Pfarrer vorauseilende Vaterunser beten. Die nächsten Überschwemmungen werden als Folge dieses Treibens erklärt. Die ganze Scheinheiligkeit der Kirche wird erleuchten. Nicht erst seit den kürzlichen Übergriffen von kirchlichen Würdenträgern auf Nonnen ist der Lack ab. Papst Johannes XII soll schon im 10. Jahrhundert ein Bordell in der Peterskirche betrieben haben. Im Lichte solcher Tatsachen ist das erste Bordell für die Bohrer des Kanton Uri eine Sonntagsschule. Gay-Pride im CVP Land. Tausende von Besucher die übernachten, essen, trinken und für Umsatz sorgen. Empfangt sie mit offenen Armen. Die Christlichen müssen umdenken, denn im Grunde genommen muss ihnen das Treiben in Sitten sehr willkommen sein. Nach einer Pride werden kaum Fälle zum Thema Fristenlösung anstehen. Amen.

Tschudderets Schorderet?

Die Zeit der Bilanzpressekonferenzen ist da. Die Zeit der bodenlosen Aktienpreise ebenso. Alle die, die noch vor einem Jahr anhand ihres Markt-, Volks- und Betriebswirtschafts-Wissens erklärten, wie tief das Risiko der globalisierten Geldvermehrung im Verhältnis zur Absatzhöhe des Börsengurus unter Berücksichtigung der Pultfläche des CEO's sei, stehen etwas abseits. Wer im Sommer noch an die 200 Millionen Gewinnprognose des SAir Finanzers Schorderet glaubte, den tschudderets seit daraus 2.9 Milliarden Verlust wurden. Jetzt endlich wird im Pfefferland klar, weshalb das Departement von Deputy CEO SAirGroup President and CEO SAirRelations Wolfgang Werlé sich einfach so aus dem Projekt "Kulinarische Weltklasse Zürich" zurückzog.

Vor zwanzig Jahren habe ich in der Schulbank der AKAD Buchhaltung gebüffelt, heute darf ich manchmal Experte von angehenden Controllern sein. Diesen präsentiere ich jeweils Auszüge aus Bilanzen von börsenkotierten Firmen. Glauben sie mir, diese Frischlinge haben sich schon öfters gefragt, ob das vorliegende Material wirklich wahr sei. Zum Beispiel beim Pommes-Automaten-Planer Tege. Seit Jahren wird dort der kommende Absatz gepredigt. Beim Bundesamt für Gesundheit wurde für die Pommes auch schon eine Sonderbewilligung für Zutaten wie E410 (Johannisbrotkernmehl), E412 (Guarkernmehl), E415 (Xanthan) und E551 (Siliziumdioxid) erteilt. Sicher haben die auch eine Bewilligung, Kartoffeln in die Pommes zu mischen. Die Revisionsberichte werden wohl mit Textbausteinen und der Repetitionstaste geschrieben. Seit Jahren wird darin den Aktionären mitgeteilt, es könne noch kein abschliessendes Bild über den Wert der bilanzierten Forschung & Entwicklung sowie des Goodwills gemacht werden. Auch mit einer gewissen Kontinuität wird in deren Bilanz- und Erfolgsrechnung nicht immer nach Bruttoprinzip verbucht. Es scheint, als müsse man nur gross genug sein, und schon sind die elementarsten Vorschriften trotz Börsenkotierung hinfällig. Die Tege wurde 1881 gegründet. Dazumal betrieb sie eine Standseilbahn zwischen Territet und Glion. Wie viel Forschung ist noch nötig, um eine Standseilbahn in einen Pommes-Automaten zu konvertieren?

Bei der Bon appétit Group wurde letztes Jahr mit dem Verkauf der zur Passagio umgetauften SSG (Schweizerische Speisewagen Gesellschaft) ein Extragewinn von 108 Millionen erzielt. Unter dem Strich ist davon nicht viel übrig geblieben. Rein zufällig fielen im gleichen Jahr 97 Millionen ausserordentliche Aufwände an. Zufälle gibt’s.

Interesse daran, welche Voraussagen letzten Sommer in Sachen SAir gemacht wurden? Auf der SAir Site sind sie nicht (mehr?). Dort sind die Pressemitteilungen vom letzten Sommer nicht abrufbar. Georg Orwells 1984 lässt grüssen. Kein Ruhmesblatt für uns Zahlenspezialisten. Wer im Sommer noch einen Gewinn von 200 Millionen prognostiziert um einige Monate später ein 15-Faches davon als Verlust bekannt zu geben, der darf sich in Sachen Genauigkeit seiner Prognosen in die Nähe von Uriellas Weltuntergangsszenarien einreihen. Eines allerdings muss man Uriella zu Gute halten, Fiat-Lux publiziert keine Gewinnerwartungen (allerdings dürfte je nach Leichtsinnigkeit der Gläubigen die Spende für das löffelgerührte Badewasser dem Gegenwert einer SAir Aktie entsprechen).

Wir wollen nicht schadenfreudig sein...

Sicher sammelte Roberto Gasser, Junior-Chef von Conny-Land, ganz zu unrecht in einer Ostschweizer Zelle Erfahrung mit eingeengtem Lebensraum. Und bei allem was über ihn geschrieben wird muss vorausgeschickt werden, dass auch bei ihm die Unschuldsvermutung gilt. Beim Eingang zum Château in Lipperswil stehe "Provitieren Sie von der Membercard". Im Château Untersuchungshaft wird er kaum von einer Membercard prov- oder profitieren wollen. Sicher hat er keinem Delfin Kokain verabreicht, und sicher ist die von seinem früheren Werbeleiter als Tragödie bezeichnete Tierhaltung kein Grund, ihn einfach einzusperren. Es gab keinen Grund Roberto Gassers Bewegungsdrang einzuengen und ihn von der Freizeitgesellschaft Lipperswil fernzuhalten. Genausowenig gibt es Gründe, Delfine im Thurgau in einem Beton-Becken einzusperren. Es muss eine Verwechslung vorliegen. Die Lipperswiler haben wohl Big-Brother-Feste gefeiert, aber warum musste Roberto Gasser nun im staatlichen Wohncontainer statt mit frischer Forelle Blau vielleicht mit Fischstäbli vorlieb nehmen? Die einzige Erklärung ist bei den Göttern zu finden. Dem Poseidon war der Delfin heilig. Da hat der Gott des Meeres von tief unten offensichtlich für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt.

Ein glücklicher Delfin schwimmt pro Tag seine 100 km im Meer herum. Ein glückliches Huhn flattert, spaziert und pickt pro Tag vielleicht 1000 Meter umher. Wenn uns Fernsehen und Printmedien mit Bildern von Hühnern in Käfighaltung schockieren, müsste uns der Anblick von Delfinen im Aquarium von Conny-Land zum Schrei(b)en veranlassen. Mit einer etwas verqueren Rechnung stellt sich die Frage, ob die nicht vergleichsweise noch weniger Platz zur Verfügung haben? Wenn das mit den 100 km bzw. 1000 Metern stimmt, dann entsprechen 25 Meter Delfin-Bassin ca. einem 25 cm Hühnerkäfig ... und es sind bis zu 5 Tiere die sich in Lipperswil diesen Käfig teilen müssen. Da ging es dem Herrn Gasser vergleichsweise gut. Er durfte bestimmt in einer Einzelzelle logieren und hatte auch keine Disco-Besucher die des Nachts durchs Fenster reinschauten.

So hoffen wir, dass die Götter den Morpheus kurz ins Thurgau delegieren um einen Erdenbürger auf den richtigen Weg zu leiten. Der geflügelte Gott der Träume könnte R.G. etwas über die Freiheit flüstern. Vom Lebensgefühl mal ein paar Meter abzutauchen, mal neben einem Schiff daherzudüsen und einen selbst gefangenen, frischen Fisch zu verspeisen.

Stop, hier muss ich nun abbrechen. Gemäss ZGB Artikel 28g ("Wer durch Tatsachendarstellungen in periodisch erscheinenden Medien, insbesondere Presse, Radio und Fernsehen, in seiner Persönlichkeit unmittelbar betroffen ist, hat Anspruch auf Gegendarstellung.") musste ich noch etwas Platz für andere lassen.