1997 New York

Wir flogen mit der SR100 nach New York, 24 Stunden zuvor hatten wir ein Asian Vegi Menu bestellt. Es war Tip Top, wenngleich sowohl Vorspeise als auch Hauptspeise des indisch angehauchten Mahls Kichererbsen enthielten.
Weshalb eigentlich muss der Vegetarier sein Menu derart lange im Voraus bestellen und stimmt das nun mit dem Bio oder nicht?

In der Stadt angekommen, hätten wir gerne mitten im Village in der Balthazar Brasserie, 80 Spring Street, gegessen, doch selbst mit Unterstützung des Waldorf Astoria war kein Platz zu haben. Also reserviert man wohl am besten schon vor dem Abflug in Zürich. Neben diesem In-Place gehört dem Engländer Keith Mc Nally, sozusagen der Freddi Müller von New York, auch noch das Lucky Strike, das Odeon sowie das Pravda, wo wir nach unserem erfolglosen Versuch bei Baltahazar schliesslich zum Essen kamen. Es handelt sich um ein Kellerlokal das für maximal 100 Personen zugelassen ist und trotzdem mehr Dezibel Gästegeschnatter erreicht als eine Aeroflotmaschine beim Abflug. Empfangen und zu einzigen freien Tisch geführt wurden wir von einer Schönheit mit langem schwarzen Haar, interessanten Backenknochen und noch interessanteren Augen. Ob eine Mixtur aus Hawaii und New York oder Original Eastern Russia war nicht herauszufinden. Irgendwann hörten wir noch zwei drei Takte eines Songs von Donny Hathaway selig, und deshalb fanden wir, dass der Musikstil in diesem Restaurant/Bar nicht schlecht sein könne. Dito eine erstaunliche Foodqualität in diesem proppenvollen Laden, wo darüberhinaus neben über 50 verschiedenen Vodkasorten auch ausgelesene Hine Cognacs und andere Raritäten bis zu 45 Dollar die Portion zu haben sind. Kaviar und Blinis für gute 50$ pro Person, geräucherter Lachs mit Blinis für 15$. Unkultivierte junge Zigarrenrauchen zünden sich ihren Potenzbolzen mit einer Kerze an. Die auffallend vielen überschlanken Mädchen lassen uns fragen, wo sich denn die bei uns bekannten eher dicklichen amerikanischen Touristen in New York aufhalten.

Den Kaffe nahmen wir an der Bar des Royalton (no cigars and pipes allowed) zu uns, wo der Barman uns sein Schicksal klagte. In diesem von Starck designten Hotel muss er aus Angst vor Dieben mangels Abschliessmöglichkeit jeden Abend alle Flaschen in einen Harass umbeigen..... Auch das Design der Bar des Drake lässt die Flaschen nicht einfach wegschliessen. Dort jedoch wurde mit Bar mit Bewegungsmeldern geschützt, eine einfach und wirkungsvolle Variante (speziell wenn man weiss wie dort die Security-Guards gebaut sind).

Die Bar im Keller des Morgans (237 Madison), lässt ihre Tischplatten von unten beleuchten. Es gibt keine eigentlich Bartheke, sondern eine lange, in warmem Licht strahlende schmale Theke macht aus dem Vis-a-Vis einen Gesprächspartner wie sonst der Barman, nur kann man mit diesem Gesprächpartner(in) auch gleich ein Haus weiter ziehen. Die Bar wie auch das darüberliegende Hotel wurden von Andre Puttmann gestaltet und so erinnert die Lobby an Bally Bahnhofstrasse.

Falls Sie jemanden aus dem University Club kennen, fragen Sie nach einem Rundgang in deren Haus (no handy and laptops allowed). Gleich hinter dem Peninsula Hotel finden Sie eine Oase, wie Sie sich das in dieser hektischen Stadt kaum vorstellen können. Vom Squash Club im 7 Stock, dem eleganten mit Live-Pianogeklimper begleiteten Restaurant im 6, über die sofort unter Heimatschutz zu stellende Bibliothek im 4 und dem auch Abends erstaunlich belebten TapRoom im 2. Stock. Im Keller dann ein Hallenbad und Umkleidekabinen... mit homoerotischer Ausstrahlung, ein Setup für eine Filmkulisse der 30er Jahre ....

In der SoHo Kitchen and Bar, 103 Greene Street, werden 96 Weine im Offenausschank offeriert und zwar vom einfachen Tropfen bis zum Chateau Palmer Margeaux für 20 Dollar das Glas. Vom Bier werden rund 30 verschiedene Sorten auf der Karte aufgelistet. Oben am Himmel hängen mannsgrosse Flugzeugmodelle und zwei Fernseher. Offene Küche, damit der Gast die Sauberkeit der dort aufgehängten Pfannen gleich selbst kontrollieren kann. MultiKulti Food Mix.

Die Oyster-Bar im Untergeschoss der Grand Central Station wurde durch den Grossbrand nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen wie es die Zeitungsberichte vermuten liessen. Der Saloon ist immer noch offen, der grosse Saal mit den Bartheken dürfte ab September wieder in alter Frische Austern schlürfen lassen.

Bei San Pietro, 54 East/Madison war der Risotto mit Gorgonzola und Lauch genauso fein wie die an eine Theateraufführung erinnernde Präsentation der Daily Specials. In einem Sprachgemisch aus Süditalienisch in Little Italy-verenglischtem Amerikanisch konnte man aus ein paar noch einigermassen erkennbaren Worten das Menu erraten. Aber auch wenn Sie nichts verstehen, bestellen Sie, denn es ist gut (wenngleich nicht ganz billig).

Spazierpause in der News Bar, Ecke Broome Street/West Broadway, wo man einen Kaffee bestellen und aus einer überwältigenden Anzahl Zeitschriften aus-lesen kann. Vielleicht ein Ort wo die Promis aus dem Quartier ihre Morgenlektüre zelebrieren oder des Nachmittags gleich sich selbst auf dem Titelblatt vom Face-Magazin bestaunen?

In der Artbar 52 8 Ave hat man die Wahl zwischen dem lauteren vorderen Teil der Bar oder einem ruhigeren hinteren Raum, der mit einem Sammelsurium von alten Polstergruppen, Kerzenlicht und Cheminéefeuer an den Charme der früheren illegalen Bars von Zürich erinnert. Für Kunstsachverständige im vorderen Teil ein dem Abendmahl nachempfundenes Wandgemälde, statt Jesus Christus Jim Morrison umgeben von Nixon, Dean, Lennon, Hendrix, Madonna, Monroe und andere Berühmtheiten. Kleine Speisekarte und normale Barauswahl.

Nach 4 Tagen fand sich dann doch noch die Gelegenheit zu einem Essen im Balthazar (no cigars). Eine erstaunlich gute Qualität für einen dermassen gerammelt-vollen In-Place (in dem Lärmschutzverordungsbeauftragte sich am besten Taub stellen) und ein Pâtissier der einen süssen Zahn richtig spitz macht.

Wir wohnten im Drake Swissôtel und genossen den freundlichen und aufmerksamen Service von Angestellten verschiedenster Herkunft. Als Suiten-Gast in diesem Hause erhält man ein Handy um so auch während eines Stadtspaziergangs Telefone die im Hotel eingehen zu empfangen. Nach anstrengendem Tag halfen speziell die aufmunternden Worte von Katja Schaefer an der Réception den Stress besser zu verdauen.