2002 S+P 3

Klaus J. Stöhlkers Schätzchen

Stefan Schramm ist am Vorbereiten der diesjährigen Ueli Prager Gala und dem tags darauf folgenden Gastro-Symposium. Ein Blick auf die Redner Liste und es wird klar: Wieder einmal trauen sich die Männer aus dem Pfefferland kaum nach Hause. Der Frauenanteil auf der Bühne ist zu tief. Die Frauen werden schimpfen. Ist es so schwierig, genügend Frauen-Power zu finden, um über einen Tag verteilt mindestens ein 50:50 Verhältnis der Geschlechter zu bieten? Deshalb im Hinblick auf das neunte Symposium im Juni 2003: Frauen die etwas zu sagen haben, Frauen die sich auf die Bühne trauen, meldet Euch als Rednerinnen!

Nur an unserer Organisation kann dieses Missverhältnis allerdings nicht liegen. Das Fernsehprogramm macht's vor. Sonntag für Sonntag ist mit 99,9 Prozent Sicherheit damit zu rechnen, im SonnTalk eine Runde aus drei Männern und einer Frau zu sehen. An einigen Sonntagen darf jeweils der Besserwisser Klaus J. Stöhlker auch mitreden. Kommunikation = Sachverstand + Energie lautet eine seiner Formeln, Imageaufbau und Wertaufbau sind Schlagwörter seines PR-Büros. Fragt sich, ob er nach dieser Formel lebt. Als die Sonntags-Runde über die Beziehungskiste in der Ehe Uschi Glas' diskutierte fand Klausi Stöhlker, Uschi Glas interessierte ihn nur in der Rolle als Schätzchen. Seine Ehefrau wird ihm für diese Aussage danken. Die TeleZüri Gemeinde weiss nun, welche Rolle Frau Stöhlker zu Hause zusteht.

Wollen gescheite Frauen nicht?

Als das Thema Christiane Brunner und ihr Auftritt als Garderobière am SP Fund-Raising Anlass angesprochen wurde, kam der Macho im Klausi Stöhlker voll in Fahrt. Offensichtlich hat er sich schon längere Zeit nicht mehr in den Spiegel gesehen. Er hätte sich sonst kaum so daneben geäussert. Das typische Bild des alternden Mannes, der öffentlich und unabhängig von seinem Aussehen kundtut, wie eine Frau auszusehen oder nicht auszusehen habe. Seine Ehefrau wird ihm für diese Aussage danken. Die TeleZüri Gemeinde weiss nun, wie sich seine Frau für ihn zurechtschneidern lassen muss.

Vielleicht liegt der Frauenanteil bei solchen Sendungen so tief, weil Frauen nicht gerne mit solchen Männern zusammensitzen. Weil sie gescheit genug sind, solches Macho-Gehabe nicht auch noch mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Sachverstand und Imageaufbau? «Public Relations lassen viel Interpretationsraum offen» ist ein Spruch vom PR-Mann. Wie recht er doch hat.

Der arbeitende Mensch als Ware

Vor einigen Wochen schrieb der Beobachter über Marc Zimmermanns Umgang mit und Einstellung zu ehemaligen Mitarbeitern seines Restaurants im Gütsch hoch über Luzern. Kein Ruhmesblatt für die gehobene Gastronomie.

Das Ermitage in Küsnacht am Zürichsee riskiert, bald auch wegen Arbeitsrecht statt wegen den Leistungen des Küchenchefs Edgar Bovier in die Schlagzeilen zu gelangen. Schade, wenn Edgar Bovier unter einem Eigentümerwechsel und dessen Folgen leiden müsste. Als es um Veränderungen innerhalb der Eigentümerschaft des Hauses ging, wurde diese ohne grosse Publizität durchgeführt. Weshalb ist nur die Regelung des Grosskapitals im friedlichen Rahmen möglich, und nicht auch die Regelung mit denjenigen, die zur Vermehrung dieses Kapitals beigetragen haben? Ehemalige des Ermitage - darunter zum Teil langjährige - diskutieren über Arbeitsgericht und Betreibungsbegehren. Kein Ruhmesblatt für die gehobene Gastronomie.

Die Neidgesellschaft nimmt solches zum Anlass, um über die bösen edlen Arbeitgeber zu lästern. Dies fällt in Zeiten, in denen der Wirtschaftslage wegen die Spesenkonti nicht mehr grosszügigst ausgereizt werden können, besonders leicht. Solange irgend ein kleiner Wirt einen Knatsch mit einem ehemaligen Mitarbeiter ausficht, ist das keine Zeile Wert. Wenn jedoch die Hochbepunkteten, die sonst um jede Erwähnung in der Presse rangeln, sich als knausrige Rappenspalter zeigen, wird das für die Presse ein gefundenes Fressen. Ganz nach dem Motto: Nobles Getue und Hochglanz für den Gast und dahinter schmürzeln. Mit fatalen Folgen. Wie soll ein Gast entspannt das Menu Surprise und die dazupassenden Weine bestellen, wenn gleichzeitig in der Zeitung steht, der Vorgänger des ihn betreuenden Gastgebers müsse sich vor Gericht um den Lohn kümmern.

Der arbeitende Mensch als Ware. Ausgerechnet in einer Branche, in der es nicht nur dem Gast gegenüber mänschele sollte. Wandeln wir Gotthelfs «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland» ab und sagen wir «Im Herzen muss beginnen, was leuchten soll beim Gast» und legen dies nicht nur den hochbepunkteten, sondern ganz generell jedem Arbeitgeber ans Herz. Von aussen gesehen scheint es, als ob auch in Appenzeller Betrieben mit dem Faktor Mensch etwas ruppig umgegangen wird.

Was ist ein Vegi?

Im letzten Salz&Pfeffer beschrieb ich Jacky Donatz aus der Sicht eines Vegetariers. Einige behaupten, sie hätten mich aber schon mit Fleisch oder Fisch zwischen den Zähnen gesehen. Das stimmt. Ich bin kein sektierischer Vegi der rundum und überall kundtut, dass er keine Freude daran hat, ein Tier zu essen. Ich bin zwar kein Buddhist, aber deren Lebenseinstellung zu diesem Thema macht für mich Sinn. Bei ihnen wird die Freude, von jemanden zu einem Essen eingeladen zu sein über den selbst vertretenen Grundsatz gestellt, man solle kein Tier essen. Einige Buddhisten sagen auch, dass sie nur dann Fleisch zum Essen annehmen, wenn das Tier nicht extra für die Bewirtung von ihnen geschlachtet wurde. So ähnlich halte ich mein Vegi-sein. Weshalb denn bei einer Einladung die Gastgeber brüskieren statt sich auf einen netten Abend und ein gutes Glas Wein zu freuen? Aufmerksame Gastgeber wissen ohnehin, welche Vorlieben ihre Gäste in Sachen Essen haben. Bei Banketten oder grösseren Anlässen gehört das Formular mit «bitte Ankreuzen» neben den verschiedenen Essensvorlieben inzwischen zum Standard, gell Stefan. Schliesslich möchte ein immer grösserer Prozentsatz von Gästen immer öfter einen fleischlosen Tag einlegen.

Ein Skandal jagt den andern

Als sei es wahnsinnig überraschend, ist in den Zeitungen von Antibiotika-Hühnern aus China zu lesen. Wie bitte sollen denn sonst die Hühner in den Käfigen überleben, damit sie schlussendlich für einige wenige Franken pro Kilo im Grossverteiler landen? Sei es als ganzes Poulet, sei es im Kleingedruckten versteckt als Basis für eine Fertigmahlzeit. Es wird nicht lange dauern und die Hühner-Schlagzeile wird durch Crevetten abgelöst. Für legale und illegale Crevettenfarmen werden zum Beispiel vor Ecuador die Mangrovenwälder abgeholzt. Wie der Lachs oder das Huhn ist sich eine Crevette von Natur aus nicht gewohnt, in einem Kafig gemästet zu werden. In der Natur würden Crevetten auch kein Rindfleischmehl essen. Im Crevettenzuchtkäfig wird ihnen solches verfüttert, BSE hin oder her. Irgendwohin muss die Tierindustrie ihren Abfall loswerden. Damit sich's so dicht gedrängt leben lässt, verhilft Chemie mit zum Zuchterfolg. Nicht mehr lange und der Crevettencocktail wird als Billigvariante dem Antibiotika der Apothekern den Umsatz streitig machen. Klar, dass die Natur dies nicht einfach hinnimmt. Wenn die Bewohner jener Region heute Muscheln suchen, finden sie noch einen Bruchteil der früheren Bestände. Organisationen wie zum Beispiel Swissaid helfen schlussendlich den davon Betroffenen. Damit sie dies tun kann, spenden wir. Inzwischen sogar per Internet, das hält das Elend auf Distanz. Damit beruhigen wir unser Gewissen, um danach als Konsumenten möglichst günstig jene Crevetten zu essen, die das ganze Schlamassel angerichtet haben. Auch die Food-Industrie wird auf diese Missstände reagieren. Für die chemisch verseuchten Crevettenbestände findet sich eine Fabrik in einem Entwicklungsland. Für uns aufgeklärte entwickelt sie bestimmt bereits eine Bio-Crevetten-Zucht.


Ein Jahr ist her

Mitte März haben einige Teamler im Pfefferland zwischendurch eine Träne verdrückt oder einen Ausflug Richtung Rhein geplant. Beim Schloss kurz bei Daniel E. eine Gedenkminute eingelegt. Mitten in der Hektik des Redaktionsschlusses ein Time-Out genommen. Keinen grossen Anlass gefeiert, denn daran hätte Daniel keine Freude. Weder Geburtstag noch sonst welche Jubiläen wollte er jeweils feiern. Deshalb hat jedes Teammitglied ganz privat an die blaue Brille gedacht um danach wieder in die Hosen oder den Rock zu steigen und das zu tun, was dem Salz&Pfefferland am meisten hilft: Schaffe schaffe und ein Körnchen aufs andere beigen auf dass das nächste Heft zu Ihnen gelangt.

So bin ich traurig weil es nun mal so ist und gleichzeitig stolz Teil des Teams zu sein, das seit einem Jahr Daniels Idee weiterentwickelt. Und dankbar, dass die Lesenden mittels Abo oder am Kiosk Monat für Monat zeigen, dass sie diese Idee vom Kleinverlag der über Essen und Trinken und Geniessen schreibt, weiterhin gut finden.