2002 S+P 10

Berner bewegt Euch!

Bis 22. März 2003 wird gesammelt. Ein bisschen Geld und vor allem mindestens 15'000 Berner Unterschriften. Mit diesen könnte eine Initiative zur Liberalisierung der Öffnungszeiten eingereicht werden. Betriebe sollen zu jenen Zeiten geöffnet sein, an denen ein Bedürfnis danach besteht. Zum Beispiel länger als die bisher üblichen 0.30 Uhr.

Nicht nur die Ausgehfreudigen, auch der Tourismus könnte von solchen Änderungen profitieren. Eine Tourismus-Studie der BAK AG bestätige, dass eine Flexibilisierung der Schliessungszeiten einen Beitrag zur touristischen Attraktivität der Stadt Bern beitragen könne. Bei einer Umfrage von 20-Minuten stimmten 68 Prozent Ja zu einer Abschaffung der bisherigen Regelung.

www.polizeistunde.ch lautet die Adresse der Aktion. Auf dieser Web-Site finden sich Unterschriftenbogen, Argumentationen weshalb das eine gute Idee sei und auch eine Bestellmöglichkeit für den polizeistunde.ch-Wein. Schön ermöglicht die neue Technik, mit relativ wenig Mitteln ein breites Publikum zu erreichen. Abschaffung der Polizeistunde heisst nicht, dass nun des Nachts keine Ruhe mehr herrschen soll. Übergeordnete Interessen wie Ruhe und Ordnung gelten weiterhin. Also Berner, unterschreibt heute und geht wenn’s so weit ist an die Urnen. Euren Ausgeh- und allen danach folgenden Trieben zuliebe.

Eine erste Feuerprobe

Die GastroBern drückt sich um ein klares Ja herum, findet jedoch die vorgeschlagene Bewilligungspraxis zweckmässig, zeitgemäss und ausgewogen. Also doch ja. Der sehr heterogenen Mitgliederstruktur wegen, gingen die Meinungen der Verbandsmitglieder jedoch in Fragen rund um die Liberalisierung weit auseinander. Der neue Präsident der GastroSuisse kommt aus dem Kanton Bern. Weshalb macht www.polizeistunde.ch ihn nicht zum Zugpferd. Das Thema könnte eine erste Feuertaufe des frisch gekürten Präsidenten werden. Lieber Klaus Künzli, haben Sie bereits unterschrieben?

Basel-Land hinkt hinterher

Während die Berner einen Schritt nach vorn wagen, bleibt Basel-Land stehen. Bis Ende Oktober lief die Vernehmlassung über die Revision des Gastwirtschaftsgesetzes. „Dank“ starkem Einfluss des Wirteverbandes wird an fixen Öffnungszeiten festgehalten. Einige Basel-Länder werden weiterhin neidisch nach Basel-Stadt schauen und reisen. Der Föderalismus lässt Grüssen. «Die Polizeistunde ist ein Relikt aus alten Zeiten und nicht mehr zeitgemäss», sprach die jungfreisinnige Berner Grossrätin Christa Markwalder. Die Berner sind mit diesem Denken den Baslern voraus.

Klar muss die Bedürfnisklausel allein der neuen Verfassung wegen gekillt werden. Der Fähigkeitsausweis jedoch wird beibehalten, der Verband möchte sich die Einnahmen dazu nicht entgehen lassen. Dies obwohl auch in der Vorlage an den Landrat festgestellt wurde, dass diese Bestimmung mit vorgeschobenen Personen umgangen wird. Ebenso wird festgestellt, dass die Ausweise im Zusammenhang mit den bilateralen Verträgen ohnehin dahin fallen könnten. Sobald ein Europäischer Wirt dank Bilateralen in Basel-Land ganz ohne Prüfung zugelassen werden muss, könnten auch andere Wirte nicht mehr mit einer Prüfungshürde zum finanziellen Zustupf via Wirtekurs gezwungen werden. Weshalb denn nicht gleich abschaffen? Die EU steht in Basel-Land vor der Tür.

Finanziell besser dran als Basel Stadt

Im Vergleich zu Basel-Stadt sind die Basel-Länder in Sachen Patentgebühren besser dran. Diese sollen bei maximal Fr. 1‘200.- liegen. Augenwasser bei den um ein mehrfaches davon geschröpften Basel-Städtern. Mit viel Geld sind die Baizer daran, bei sich ähnlich tiefe Werte zu erreichen. Kantönligeist halt.

Neu sollen in BL die bisher Gelegenheitspatente genannten Spezialbewilligungen auf Gemeindeebene vergeben werden. Diese Regel wird dem Ortsklüngel Tür und Tor öffnen. Animositäten, wie sie in kleinen Gemeinden üblich sind, stehen an. Stoff für die Lokalpresse.

Wird dem in Arbeit befindlichen Vorschlag schlussendlich zugestimmt, ist die nächste Revision schon fast Pflicht. Weshalb nicht Mut zu einer fortschrittlichen Lösung zeigen?

Nehmt die Queen als Vorbild: Was Tony Blair vor einem Jahr angedeutet hatte, wurde nun von der Queen anlässlich der Thronrede vom November thematisiert: Abschaffung der Polizeistunde in englischen Pubs. God save the Queen!

No Sex please, we are Russikon

Ein Blick in den Veranstaltungskalender von Russikon:

Feuerwehr, Elternverein, Vortrag "Schlafstörungen bei Kleinkindern", Kleintierzüchter Hock, Radfahrer-Verein, Kleintierzüchter Kaninchen-Rassenlehrkurs, Geländelauf, Senioren Wandergruppe, Kleintierzüchter Herbstdelegiertenversammlung, Hundenachbezeichung 2002, Frauenverein Kurs "Kreatives Gestalten eines Schals" Teil 1, Turnverein Jedermannsturnen, Frauenverein Kegelabend, Gewerbeverein Gewerblerhöck, Kleintierzüchter Geflügelverbewertung, Schützenverein Endschiessen, Frauenverein Kurs "Kreatives Gestalten eines Schals" Teil 2, Spielabend für Erwachsene.

Spielabend für Erwachsene! Im September wurde an der Gemeindeversammlung des Mannes liebstes Spielzeug ruhiger gestellt. Kein 350 Stunden Soll. Ruhe herrscht im Dorf. Striptease-Lokale, Table Dance-Lokale und ähnliche Formen von Nachtlokalen, Bordellbetriebe, Massagesalons und ähnliche Formen sexgewerblicher Nutzungen, wurden verboten.

Die Initianten wollten gar Discos und ähnliche Betriebe des Unterhaltungs- und Vergnügungssektors verbieten lassen. 44 Stimmen erhielt diese Vorlage von Annemarie Sommer. 108 Stimmen wollten Discos aber keinen Sex. Knapp 4000 Einwohner zählt Russikon. 150 Stimmen bestimmten über alle abwesende. Schöne Scheinheiligkeit. Es wird wohl kaum ein Table-Dance-Lokal geplant, wenn kein Bedarf dafür besteht. Ich nicht, er auch, lautet die Devise. Die Russikoner müssen sich nun entweder im Volketswiler Industrieviertel abfertigen lassen oder zu dem in der Rubrik Buffet Variee beschriebenen Buch von Schömel greifen.

Letzte Variante in der Not: Parkplatzsuchen? Weitere Infos dazu siehe Buffet Variee.

Die letzte Ehre

Ehre wem Ehre gebührt, auch wenn wir zu seinen Lebzeiten ein eher gespanntes Verhältnis zu und mit ihm pflegten. Max Kehl hat vieles bewegt und viele Köche geprägt und beeinflusst. Er ist inzwischen im Himmel angekommen und seine Freunde hier auf Erden haben einen passenden Termin für ein gemeinsames Essen gefunden. Am 6. Januar 2003 im Hotel Bellevue in Bern. Berühmte Frauen und Männer vom Herd, Freunde, Gäste und andere denen Max Kehl lieb war, treffen sich zum Lunch. In(n)sider verrät, wo um eine Einladung nachgefragt werden kann: dominik.betschart@sih.ch heisst das Losungswort. Falls Sie kein eMail zur Hand haben, rufen Sie auf die Nummer 01 4871454 an. Weitere Variante: Otto Gisiger, Adliswil. Der alles in unserer Branche wissende ist eine der treibenden Kräfte damit dieser Anlass stattfindet und kann weiterhelfen.

Osmotische Beziehung?

Die letzten Anschläge zum In(n)sider vom November waren kaum geschrieben, bereits bedarf es einer Ergänzung zu jenen Zeilen. Ein Artikel in der NZZ warf die Frage auf, wie weit auch an der Falkenstrasse osmotische Beziehungen herrschen.

Ein Werner Knecht wirbt im Internet mit seinem Können in Sachen Media Relations, Fachpressearbeit und Ghostwriting.

Ein Werner Knecht schreibt in der NZZ im rekationellen Teil sehr positiv über eine GSBA in Horgen.

Ein Werner Knecht schrieb bereits in der Hotel-Revue sehr freundliche Zeilen über die GSBA.

Ein Werner Knecht schreibt übrigens auch in der Hauszeitung der GSBA.

Bei der GSBA handelt es sich um ein Schule, die seit Jahren regelmässig mit einem grossen Inseratevolumen neue Schüler sucht.

1995 schlug die NZZ im Zusammenhang mit jenem Institut sehr kritische Töne an: «Fragwürdige Praktiken einer Business School; Unklarheiten über den MBA/GSBA Zürich», titelte sie. Von offensichtlich irreführenden Angaben in den Publikationen der GSBA schrieb sie damals. Auch Cash, Spiegel und andere Publikationen warfen Anfang der 90-er Jahre unangenehme Fragen auf. In deren Internet-Archiven kann unrühmliches nachgelesen werden. Gemäss dem Journalisten (und Hausautor der GSBA?) Knecht sei jetzt alles in bester Ordnung. Schön druckt die NZZ dies ohne weiteren Kommentar und Verweis auf die Vergangenheit ab.

Keine Kritik ab 1995

Bei der NZZ war nach deren Zeilen von 1995 in Sachen redaktioneller Kritik an der GSBA während Jahren stille. Die GSBA schaltete Inserat um Inserat. Selbst wenn ein Regierungsdirektor Zendler aus Baden Württemberg im August 1998 schrieb, die Führung der von der GSBA in Zürich verliehenen Bezeichnung MBA könne in Deutschland nach wie vor nicht genehmigt werden und sei unzulässig, druckte die NZZ kommentarlos Inserat um Inserat.

In einigen Inseraten bemüht sich die Schule darauf hinzuweisen, dass nur beste Namen in deren Umfeld zu finden seien. Auch die geschasste Expo-Direktorin Fendt trägt einen Titel dieses Institutes. Inzwischen ist sie bei der GSBA selbst engagiert Einige der wohlklingenden Namen haben das Institut jedoch von sich aus verlassen. Der inzwischen verstorbene Professor Linder, Graf Lambsdorff oder auch Personen aus dem Umfeld von Mövenpick verabschiedeten sich. Natürlich werden in solch hohen Sphären zeitliche Gründe für den Abgang genannt. Immer noch dabei die ABB, eine Leaderin in Sachen Börsenkapriolen und Musterbeispiel in Sachen Finanzplanung.

Die nächsten Zeilen bitte

Wann wird Werner Knecht das nächste Mal in der Hotel-Revue zum Lob ansetzen?

Bevor die Hotel-Revue jedoch eine Story druckt, sei ihr empfohlen, sich die Partner/Sponsor-Site der GSBA zu Gemüte zu führen. Auf dieser werden viele Firmen als Sponsoren oder Partner oder ähnlichem aufgeführt. Als Hotel-Revue-Schreiber könnte Werner Knecht bei den dort aufgeführten Tulip Hotels anrufen und Fragen, weshalb sie auf dieser Site sei. Er wird feststellen, dass die Golden Tulip Hotels zumindest Ende Oktober keine Antwort darauf wusste. Ist das einfach ein Werbebutton oder wirklich ein Partner? Ist es eine mit falschen Federn geschmückt Web-Site? Andrin C. Willi klickte im Rahmen der Recherche bereits auf jenes Logo. Der Link führte nach Holland. Schlussendlich landete er bei Marielle Busti, Corporate Communications Manager, Golden Tulip Hotels, Inns and Resorts, in Amersfoort. Resultat: Frau Busti weiss von nichts. Der angegebene Link eines Sponsors führt ins Nirwana einer Grossunternehmung.
Der Spiegel schrieb 1993, dass die GSBA in ihren Prospekten mit einem Professor warb, der von einer Mitgliedschaft in jener Business School gar nichts wusste. Wiederholt sich die Geschichte mit neuen Vorzeichen oder wissen die oberen in der Blüte von Tulip nicht, mit welchem Dünger unten gearbeitet wird? Werner Knecht vor! Mir wänd me, mir wänd me, vo däm schöne Gschichtli gseh.

Amis...

Wer in der Death-row auf den Elektrischen Stuhl oder auf den Tod durch Vergasen wartet (haben Sie schon einmal gesehen, wie der Hase mit dem geprüft wird ob das Gas auch wirke, vor dem Sterben in Panik gerät?), der soll zum Vegetatiifli gemacht werden. Zum Beispiel, in dem das Essen nur noch in einer total vermischten, pürierten Form serviert wird. Keine Empfindungen, keine Geschmackserlebnisse wecken heisst die Losung. So bleibt der Insasse möglichst ruhig und brav und nimmt gelassen das Risiko hin, möglicherweise unschuldig umzukommen. Alles hat seine Richtigkeit, die Ernährungswerte im vermanschten Food würden den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Mit George Bush als Gouverneur nahm Texas eine unrühmliche Spitzenstellung in Sachen Anzahl ausgeführter Todesurteile ein. Der Gipfel des Elends findet sich jedoch vis-a-vis des Gebäudes, in dem die zum Tode verurteilten in Huntsville zum letzten Gang antreten. Das Lokal wirbt mit einem Killer-Burger.

Rabatt für alle!

Als Konsumenten werden wir von Super-Spar-Bonus-Punkten-Meilen-Karten verfolgt. So wie zu Promo-Zwecken die Verkäufer im Fast-Food Lokal einen Button tragen auf dem angedroht wird «Wenn ich Ihnen nicht das neue Spezialmenu empfehle, dann erhalten Sie eines gratis», erhalten wir an allen Kassen der Grossverteiler ein Karten- oder Märggli-Sprüchli runtergeleiert.

Das Rundschreiben der AEHL setzt  Unternehmer in umgekehrter Form einem ähnlichem Terror aus. Statt Rabatt erhalten, sollen sie Rabatt gewähren. Die AEHL ist die Vereinigung der Absolventen der Hotelfachschule Lausanne. Es sind über 5000 Absolventen, die dank dieser Ausbildung zu den besser verdienenden der Branche gehören, denen die AEHL einige Vergünstigungen bieten möchte. Deshalb werden Hoteliers angegangen, den Ex-Studenten einen Rabatt einzuräumen. 25-50% auf Hotel-, 10-25% auf Restaurant-Preisen sollten es sein. Auch Autovermieter, Computerfirmen, eigentlich alle, sollen doch den armen dipl. Hoteliers einen Rabatt gewähren. Als Lohn winkt ein Eintrag auf der AEHL-Homepage sowie eine Erwähnung im Newsletter. Klicken Sie auf www.aehl.org und schauen Sie nach, ob Ihr bevorzugter Betrieb auch Rabatte gewährt gehört. Fragen Sie, weshalb Sie als Gast nicht ebenso günstig konsumieren könnten. Nichts gegen einen Sonderpreis für einen Schulkollegen, aber bei solch breit gestreutem, lediglich auf einen Schulabschluss basierenden Rabattsystem, muss sich der einzelne Konsument leicht vera... vorkommen. Klar, bei den Salz&Pfefferstreuern mit AEHL Abschluss bin ich nun nicht mehr beliebt. Die Mehrheit der Mitspieler mit dipl. Hotelier-Abschluss hat jedoch im Belvoirpark abgeschlossen. Schwein gehabt.

Degustibus

Suad Sadock ist das Karrierebeispiel der Schweizer Hotellerie. Heute nimmt er das Leben etwas ruhiger und beschäftigt sich in der Gourmet-Garage von Jelmoli mit seiner Leidenschaft Olivenöl. Daneben berät er Unternehmen wie zum Beispiel die ab nächstem Jahr neu zu benennenden Speisewagengesellschaft. Verschiedentlich fragte Salz&Pfeffer, weshalb eigentlich auf den Sandwiches im Zug steht «Zu verkaufen bis 23 Uhr + 2 Stunden». Bei einem Kaffee kam von ihm die einfache Erklärung: Würde auf dem Sandwich 01 Uhr stehen, müsste das Datum des Folgetages drauf. Es bestünde die Gefahr, dass des Datums wegen ein altes Brötchen im Umlauf bliebe. Mit dem Trick + 2 Stunden wurde eine einfache Lösung zu einem Frischegarantieproblem gefunden.

Ebenfalls während dieses Kaffees erzählte er von Butarga, einer Spezialität aus dem Mittelmeer-Raum. Damit wir Salz&Pfefferstreuer uns gleich weiterbilden konnten, brachte er ein Muster davon an die Gourmesse mit. Eine Art Kaviar-Ersatz. Getrocknete, gepresste Fischeier. Ein Produkt, mit dem man sich zusammenraufen muss. Ein gewagter Vorschlag für ein Diner. Kaum hatten wir dank ihm dazugelernt, fanden wir bereits ein Lokal, in dem dies serviert wird. Il Gallo beim Zürcher Escherwyssplatz raffelt Butarga statt Trüffel über Spaghetti. Mehr darüber nächstes Jahr. Bis dahin, en Guete.