2002 Laudatio: Der Ueli Prager Preis geht an The Spice Gourmet

 

The Spice Gourmet

Es gibt Momente, die wurden schon bei der Zeugung vorbestimmt. Einer davon ist, dass ich diese Laudatio halten darf.

No Smoking please, fasten your seatbelts. Wir heben ab zu einer Reise durch das Gewürz-Universum. Eine Reise durch eine Welt mit drei Tischen und zwanzig Stühlen. Beim Eintritt knarrt die Türe als werde Michael Jacksons Thriller gespielt. Dabei tritt Gast nicht in einen grossen Rittersaal sondern in das Esszimmer einer Multi-Kulti-Frau ein. Ein Mini-Restaurant integriert in einen Laden für Stilmöbel- und Accessoires. Komprimiert auf kleinstem Raum rechts in einem Gestell der Urknall der Reise, ein Gewürzshop.

Spicy Essen heisst nicht unbedingt Chili-Schärfe, die beim Essen brennt und später nachfeuert. Gut gewürztes Essen heisst ein Bouquet von Geschmacksvariationen.

In Indien geboren werden, in Nordamerika aufwachsen und seit 12 Jahren in der Schweiz leben und nebenbei noch eine preisgekrönte Biochemikerin sein. Wenn in der Küche nach H2O verlangt wird, steht mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Frau Dr. Chem. am Herd. Einige würden bei diesem Stundenplan mit Aromat würzen. Nicht so Meera Drelich, sie pflegt die Vielfalt von Curry und anderen Geschmacksrichtungen. Und das ist gut so. Die Internationalität von Meera Drelich zeigt sich auch im Mix auf der kleinen Karte. Gekocht wird nicht einfach indisch und auch nicht einfach asiatisch. Gekocht wird Spicy. So lässt sich von Rucola über Fajitas bis zur klassischen Fladenbrot- und Curry-Küche die weltweite Bandbreite der Würzung a la Spice Gourmet erleben. Ob scharf oder nicht, einige wünschen sicherheitshalber ein echt indisches Fisher-Bier auf dem Tisch.

Die sonst platitüd wirkende Beschreibung „hier essen sie wie zu Hause“ darf bei diesem Ess-Wohnzimmer namens The Spice Gourmet in Zürichs Enge Quartier angewandt werden.